In diesem Sommer 2020 können wir bereits auf 10 Jahre Ambulante Erziehungshilfen im interkulturellen Kontext zurückblicken. Das ist für uns ein Grund, das bereits Erreichte zu feiern, aber auch an neuen Zielen zu arbeiten.
Wir möchten als freier Träger Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen (BIM) e.V. das 10-jährige Bestehen des Arbeitsbereichs Ambulante Erziehungshilfen gemeinsam mit Ihnen feiern.
Aufgrund der Corona-Pandemie jedoch ist nun nach über drei Monate Ausnahmezustand eine völlige Rückkehr zur gewohnten Normalität nicht zu erwarten. Die Planungsunsicherheiten sind einfach zu groß, und wir als Einrichtung (BIM e.V.) stehen derzeit vor zu großen Herausforderungen. Wir haben uns daher dazu entschlossen, unsere 10-jährige Jubiläumsfeier ins kommende Jahr zu verschieben.
Das BIM e.V. als anerkannter freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe in Bonn bietet die ambulanten Hilfen zur Erziehung (aHzE) nach §§ 27 ff. SGB VIII (KJHG) an. Unser Leistungsangebot umfasst die Sozialpädagogische Familienhilfe, das ambulante Clearing, den fallgebundenen begleiteten Umgang, die Erziehungsbeistandschaft (auch als Betreuungshelfer in Verbindung mit § 10 JGG) und Hilfe für junge Volljährige.
Seit 10 Jahren unterstützt die Ambulante Erziehungshilfe (BIM e.V.) Kinder, Jugendliche und Familien in Bonn und Region. Insgesamt hat das Team über hundert Familien begleitet. Zur Zeit werden über 30 Familien betreut. Zu Beginn des Angebotes 2010 waren zunächst zwei sozialpädagogische Fachkräfte tätig. Mittlerweile haben wir einen Zuwachs von zehn – teilweise auf Honorarbasis tätigen Fachkräften mit der Tendenz der steigenden Nachfrage der Jugendämter. Dies ist auf gesellschaftliche Veränderungen und größere soziale Belastungen für die Familien zurückzuführen. Die heterogene Bevölkerungsstruktur und die Zuwanderung von Geflüchteten in Bonn und in der Region erzeugt eine starke Nachfrage nach Fachkräften mit besonderen Kultur- und Sprachkenntnissen.
Die ambulanten Hilfen zur Erziehung des BIM e.V. richten sich als ganzheitliches Angebot in ihrer interkulturellen Schwerpunktsetzung an Familien mit Migrations- bzw. Fluchthintergrund, unbegleitete Minderjährige, Kinder, Jugendliche und deren Eltern, die bei der Bewältigung von Krisen, Erziehungsschwierigkeiten sowie konkreten Alltagsproblemen sozialpädagogische Unterstützung und Begleitung benötigen.
Bei der Bewältigung von Krisen- und sozialen Belastungssituationen (ökonomische, psychosoziale und biografische Probleme, die insbesondere durch die Migration erfolgt sind) benötigt die Zielgruppe spezifische kultursensible Unterstützung. Aus interkultureller Perspektive steht das Kindeswohl im Mittelpunkt der Hilfeleistung, da die Eltern mit Migrationshintergrund in der Regel unter Kindeswohl kulturbedingt andere Vorstellungen haben können, als es im SGB VIII formuliert ist. Dadurch entstehen weitere soziale und pädagogische Probleme, die wir in unsere Leistungsvereinbarung integrieren.
Einen wichtigen Faktor bilden die muttersprachlichen Mitarbeiter in den ambulanten Erziehungshilfen des BIM e.V., da sie wesentlich zur gegenseitigen Kommunikation beitragen. Die Fachkräfte haben aufgrund ihrer eigenen Blickweisen, Erfahrungen und Migrationsgeschichte besondere Ressourcen in sprachlicher und kultureller Hinsicht, die für Familien mit Migrations- sowie Fluchthintergrund von besonderer Bedeutung sind. Die sozialpädagogischen Fachkräfte tragen zur vertrauensvollen Arbeitsbeziehung in der Betreuung und Begleitung der Familien bei. Sie überbrücken sprachlich und kulturell bedingte Verständigungsprobleme und klären interkulturelle Missverständnisse. Durch größtenteils eigenen Migrationshintergrund können unsere sozialpädagogischen Fachkräfte leichteren Zugang zu den Familien erreichen und gleichzeitig durch Vermittlung der Werte unserer Gesellschaft einen erheblichen Beitrag zur Integration leisten. Die Fachkräfte zeigen in der Arbeit mit den Familien u.a. Vernetzungsmöglichkeiten auf und bieten aufgrund ihrer kultursensiblen Arbeitsweise Starthilfe zur Integration.
Die Durchführung der Erziehungshilfen von jemandem aus derselben Kultur und Sprache führt zur Verständigung beider Seiten, sowohl für die Familie als auch für das Jugendamt. Mit der spezifischen interkulturellen Arbeitsweise leistet BIM e.V. einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, die o.g. Zugangsprobleme zu verringern und die Einstellung der betroffenen Familie gegenüber den Jugendämtern im positiven Sinne zu ändern.
BIM e.V. ist der einzige interkulturelle Träger in Bonn, der stadtweit arbeitet und sich im Bereich der ambulanten Hilfen zur Erziehung in Bonn und in der Region etabliert hat. BIM e.V. schaffte bisher mit einem spezialisierten Angebot Abhilfe, will auch in Zukunft durch Gewährleistung von Sprachenvielfalt und Fachlichkeit seiner Mitarbeiter Probleme erkennen und benennen sowie das Arbeitsfeld erweitern. Durch Einbringen der o.g. Stärken möchte BIM e.V. im interkulturellen Kontext weiterhin eine Brückenfunktion als Kulturmittler einnehmen sowie die Kinder- und Jugendhilfe mit dem spezifischen Angebot der Interkulturellen Erziehungshilfen fördern.
Unsere Arbeitshaltung ist geprägt durch eine grundsätzliche Annahme und Anerkennung und Wertschätzung des Menschen. Im Rahmen der ambulanten Erziehungshilfen im interkulturellen Kontext arbeiten wir sensibel im Hinblick auf Wertorientierungen, Ausdrucksformen des Fühlens und Denkens, Verhaltensweisen und Kenntnisse der Familien. Dabei vermitteln wir jedoch stets im Sinne der Integration die wesentlichen Werte und Regeln unserer Gesellschaft. Unsere Arbeitsmethoden beinhalten u.a. den interkulturellen Ansatz für eine erfolgreiche Arbeit in Migrations- oder Fluchtkontexten sowie die ausdrückliche Thematisierung interkultureller Herausforderungen und Stolpersteine in der Erziehung.
Die kulturelle Identität und die Werte und Normen aller zugewanderter Menschen werden geachtet und respektiert, soweit ihre Normen und Werte nicht den Menschenrechten und unserer Verfassung widersprechen.
Unser großer Dank gilt unseren engagierten sozialpädagogischen Fachkräften und interkulturell qualifizierten Ergänzungskräften, die mit viel Einsatz und unter den schwierigen Corona-Bedingungen weiter im Einsatz sind.
Wir möchten uns bei allen Mitarbeitern für die bisherige Arbeit, vor allem in der schwierigen Coronazeit, die ganzen Mühen und die hohe Flexibilität in der Fallarbeit ganz herzlich bedanken.
Ein großer Dank geht auch an die Jugendämter und alle anderen Kooperationspartner.
Wir freuen uns, gemeinsam weiter an positiven Veränderungen und Zielen in der Kinder- und Jugendhilfe zu arbeiten.