Kulturelle Bildung ist ein wichtiges Instrument, um die gelungene Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen zu erreichen. Zum einen weil hier durch künstlerisch-ästhetische Übungen und Aufgabenstellungen andere Lebenswelten eröffnet und mit Inhalten gefüllt werden und zum anderen weil sie bei der Herausforderung der Bewältigung des Alltags eine wichtigen Beitrag an Orientierungshilfe durch kulturelle Erfahrungen ermöglicht.

Vor diesem Hintergrund startete im Jahr 2015 die Jugendkunstschule arte fact in der Werkstatt für Kunst e.V. mit ihrer Arbeit mit geflohenen Kindern und Jugendlichen mit dem Projekt „In der Fremde vom Ankommen und Bleiben“. Dieses Projekt lief gut an und entwickelte sich zu dem Folgeprojekt „Begegnungsräume“, das seit 2016 für die teilnehmenden Kinder und Jugendliche eine sehr wichtig Konstante in ihrem Alltag geworden ist. Mehrere Gruppen haben sich gebildet und die Kinder und Jugendlichen freuen sich auf den Projekttag. Die Kinder und Jugendliche suchen immer wieder Möglichkeiten um weiterhin an dem Projekt teilnehmen zu können.

Das Projekt besteht aus zwei Bausteinen. Der erste Baustein umfasst die kulturpädagogische Arbeit mit Kindern aus zwei Übergangsheimen in Bonn-Duisdorf. Hier steht zum einem die Begegnung mit den Kindern, mit ihren Familien sowie anderen Bewohnerinnen und Bewohnern (Alter Heerweg und Hüttenweg, Bonn-Hardtberg) im Zentrum, zum anderen die Einbindung in den Sozialraum. Dieses wird durch die Kooperation mit der fußläufig gelegenen evangelischen Kirchengemeinde und einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit Kindern dieser Gemeinde ermöglicht.

Die beiden Übergangseinrichtungen besitzen keine Gemeinschaftsräume die genutzt werden können, haben aber jeweils eine kleine Grünfläche um oder zwischen den Häusern, teilweise mit Baumbestand. Dieses Außengelände wird durch Mittel der kulturellen Bildung – zunächst mit dem Schwerpunkt der bildenden Kunst – regelmäßig als kreative Oase genutzt und gemeinsam mit den Kindern gestaltet. In der kreativen Beschäftigung werden Ideen der Kinder zum künstlerischen Spiel und Gestalten angeregt, aufgegriffen und umgesetzt. So entstehen mit Einsatz vielfältiger Materialien, z.B. kleine Biotope und Blumengärten, Mobiles, Sitzplätze und vieles andere.

Die Arbeit findet im regelmäßigen Wechsel und je nach Witterung und Jahreszeit an beiden Orten statt. Die Räumlichkeiten der evangelischen Kirchengemeinde bieten neben dem integrativen Aspekt auch eine Ausweichmöglichkeit an nassen und kalten Tagen. Die Flüchtlingskinder werden von den Mitarbeiter*innen an den Übergangsheimen abgeholt und begleitet.

Die Workshops stehen grundsätzlich auch Bewohnerinnen und Bewohnern aus anderen Flüchtlingsunterkünften offen, denen durch Zusammenarbeit mit Paten und bürgerschaftlichen Initiativen der Weg zum regelmäßigen Angebot zugänglich gemacht wird.

Ein zweiter Baustein des Projekts ist ein niedrigschwelliges, regelmäßiges kulturpädagogisches Angebot in den internationalen Klassen der Johannes-Rau-Schule im Schulzentrum Pennenfeld. Dort machen Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien ihre ersten Erfahrungen mit der Schule in Deutschland. Zu Beginn sind sie der deutschen Sprache nicht mächtig und können sich kaum mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern verständigen. Der Schulbesuch endet für sie um zwölf Uhr, so dass ein weiteres Kulturangebot bereichernd wirkt.

Hier findet eine Projektarbeit in zwei Sparten statt. Gruppen der bildenden Kunst und der Musik arbeiten parallel und zeitweise gemeinsam, so dass möglichst viele der Jugendlichen ihre eigene künstlerische „Sprache“ und Ausdrucksmöglichkeiten finden können. Immer unter Einbezug der sozialen Strukturen erhoffen sich die Verantwortlichen den Lebensalltag der Kinder und Jugendlichen in der Fremde aufzuwerten. Eine Ausweitung der Sparten (Tanz o.ä) ist bereits geplant. Mit einem partizipativen Ansatz wird das Projekt unter Einbezug aller involvierten Akteure und Teilnehmer*innen beständig weiterentwickelt.

Kooperationspartner in diesem interdisziplinären Kunstprojekt sind das Kulturzentrum Brotfabrik und das Kulturamt der Stadt Bonn.

Ansprechpartnerin: Dorothee Irnich-Eßer, kontakt@artefact-bonn.de

www.artefact-bonn.de

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