Die Initiative GIS Bonn – Gemeinnützig Integrativ Sozial organisierte eine interkulturelle Ferienfreizeit für Kinder, die vom 3 bis zum 7 Juli 2022 im Biber-Camp bei Kronenburg in der Eifel stattfand. Insgesamt nahmen 27 Kinder aus Deutschland, Polen und der Ukraine an sowie zwei Erwachsene Mütter der geflüchteten Kinder an dem bunten Ferienprogramm teil.
Zentrale Ziele des Projekts waren:
- Schaffung ganzheitlicher Bewegungs- und Erfahrungsräume vorwiegend in der Natur;
- Errichtung von Lernorten für lebenspraktische Kompetenzen und Entwicklung sozialer Verantwortung;
- Entwicklung von Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen durch Angebote, bei denen Kinder selbst schöpferisch tätig werden;
- Anregung zur eigenen Weiterentwicklung;
- Alternative zu konsumorientierter und bewegungsarmer Freizeitbeschäftigung;
- Gemeinschaftserlebnis: Erlernen eines wertschätzenden Umgangs mit Unterschiedlichkeiten und Erkennen der Vielfalt als Chance;
- Schaffung eines gleichberechtigten, achtsamen und damit verantwortungsvollen Miteinanders insbesondere zwischen Menschen, Tieren und der Natur;
- Kontaktaufnahme zu Kindern und Jugendlichen eines anderen Landes und/oder anderer Kulturkreise;
- Ich-Stärkung und persönliche Aufwertung durch Erlebnisse und Erfahrungen in der Gruppe;
- Entwicklung der Motorik durch Laufen, Rennen, Klettern, Hangeln, Balancieren etc;
- Förderung der Sinne wie Tasten, Riechen, Schmecken und Sehen sowie Entwicklung von handwerklichen Fähigkeiten;
- Bewusste Ernährung.
Alle Projektziele wurden erreicht, wobei es insbesondere gelang, eine Atmosphäre des respektvollen Miteinanders zu erzielen, Verständnis für das Anderssein zu erwecken und Konflikte friedlich zu lösen. Durch viele Angebote, bei denen kooperatives Verhalten unabdingbar war, wurden die teilnehmenden Kinder für die Potentiale der Vielfalt und die daraus entstehenden Möglichkeiten sensibilisiert. Das „Voneinander und Miteinander Lernen“ konnte in praktischen Lebenssituationen erlebt werden. Durch gezielte Durchmischung wurden die Teilnehmer*innen angeregt, Kontakt zu Kindern und Jugendlichen eines anderen Landes und anderer Kulturkreise aufzunehmen. Diese Erfahrung erachtet die GIS Bonn als einen wichtigen Teil im Integrationsprozess; sowohl für diejenigen Kinder, die durch das Angebot eine Auslandserfahrung sammelten als auch für diejenigen, die eine Gelegenheit bekamen, die Alltagsprobleme von z.B. Nichtmuttersprachlern oder den neu in Deutschland ansässigen Kindern zu erleben.
Mit dem Projekt hat die GIS Bonn einen positiven Beitrag in der „Geflüchteten Hilfe“ geleistet. Die kurz gewonnene Auszeit von den Belastungen und Stress, welche im Alltag der Geflüchteten oft eine gravierende Rolle spielen, war für alle Teilnehmer*innen aus der Ukraine eine Zeit der Erholung und des Kräftesammelns. Im Feriencamp hatten sie zum einen die Möglichkeit, das Erlebte in diversen künstlerischen Angeboten zum Ausdruck zu bringen, sie konnten zum anderen die Unbekümmertheit, ausgelassene Stimmung und das Kindsein wieder genießen. Das zusammengestellte Programm hatte bei diesen herausfordernden Fällen zum Ziel, den physischen und seelischen Heilungsprozess zu fördern. Mit der Förderung des eigenen Wohlbefindens und der
eigenen Handlungsfähigkeit wurde so ein Beitrag zur Integration und sozialen Teilhabe geleistet.
Erreichtes Hauptziel des Projekts war es, eine niederschwellige und erschwingliche Ferienfreizeit auch für sozial schwächere Kinder und Jugendliche anzubieten. Durch die Umsetzung dieses außerschulischen Projekts wurde Kindern und Jugendlichen verschiedener sozialer Schichten und Herkunftskulturen
sowie Kindern mit Integrationsstatus die Möglichkeit geboten, ihre sozialen Fähigkeiten im Miteinander zu entwickeln und Verantwortung für sich selbst und für andere zu übernehmen. Durch das im Vorfeld überlegte Verhältnis von Teilnehmer*innen mit/ohne Migrationsstatus wurde mit Erfolg versucht, einen positiven Beitrag zur Sprachentwicklung und Erwerb der deutschen Sprache zu leisten. Durch die Teilnahme und den Aufenthalt in der Ferienfreizeit wurde es Kindern ermöglicht, sich als kreativen und konstruktiven Teil einer Gruppe zu erleben. Ziel der Ferienfreizeit war es ferner, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Bindungen eingegangen, Freundschaften geschlossen, Gemeinschaft erlebt und Solidarität erfahren werden konnten.
Programmpunkte:
1. Der Hasenberghof als Kommunikationsort für das Thema Tierethik
Workshopsdatum: 04.07.22
Ort: Hasenberghof / Kunstkabinett, Gerichtsstraße 12, 53949 Kronenburg/Dahlem
1.1. Besuch und Mitarbeit in einer Tierauffangstation.
1.2. In Anlehnung an die Gedanken von Albert Schweitzer „Ehrfurcht vor dem Leben“ war das Ziel des Workshops, Kinder dazu zu bringen, sich mit dem Schutz und der respektvollen Behandlung von Tieren, insbesondere auch Nutztieren, auseinanderzusetzen.
1.3. Ein weiterer Punkt war die Vermittlung der großen Bedeutung auch von Wildtieren und Insekten zur Erhaltung unseres Ökosystems als Lebensgrundlage.
1.4. Hauptanliegen für die jüngeren Kinder war es, Tiere als Teil der natürlichen Lebensgrundlage, unserer Kultur und Nutztiere in ihrer Bedeutung für den Menschen kennenzulernen. Der Einstieg erfolgte über die Alltagserfahrungen der Kinder mit Haustieren. Dabei wurden die artspezifischen Bedürfnisse von Haustieren, ihre Sprache und dem respektvollen Umgang mit den Tieren thematisiert.
1.5. Kernthema des Angebotes für die älteren Jahrgänge war die Auseinandersetzung mit der Realität, dass der Mensch Tiere auf unterschiedlichste Weisen nutzt, und demzufolge Nutztiere eine große Bedeutung für ihn haben. Die Kinder lernten Nutztiere sowie einige alte und moderne Rassen kennen und erarbeiteten sich Begründungen für ihre Nutzung. Sie konnten bei der Pflege und Versorgung aushelfen und somit den direkten Kontakt zu Tieren erleben.
2. Sommerolympiade
Veranstaltungsdatum: 06.07.2022
Ort: Biber Camp
2.1. Bei dieser Veranstaltung wurde das Augenmerk auf die ausgewogene Struktur zwischen Wettbewerb und Gemeinschaftsgefühl gelegt. Durch Erlebnisse und Erfahrungen in der Gruppe konnte die „Ich-Stärkung“ und die persönliche Aufwertung spielerisch erfahren werden.
2.2. Für die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls wurden Kinder in drei Mannschaften aufgeteilt. Jede Mannschaft setzte sich aus Kindern unterschiedlichen Alters und Herkunft zusammen. Auf diese Weise wurde ermöglicht, Verantwortungsgefühl und Sensibilisierung auf die Handicaps und Bedürfnisse von anderen Mitstreitern zu erleben (Bsp. Verständnis der deutschen Sprache). Schaffung eines gleichberechtigten, achtsamen und damit verantwortungsvollen Miteinanders gehörte zu den wichtigen Aspekten des Tages.
2.3. Durch kooperative Spiele und gute – auch nonverbale – Kommunikation untereinander, konnten die Teilnehmer einen wertschätzenden Umgang mit Unterschiedlichkeiten erlernen und die Vielfalt als Chance erkennen.
2.4. Um das Wettbewerbsgefühl hervorzuheben, wurden individuelle Kompetenzen wie Motorik (Laufen, Rennen, Hangeln, Balancieren etc.) gefördert und entwickelt. Der Umgang mit Sieg und Niederlage wurde in den Teilaufgaben mehrfach erlebt. Der Zusammenhalt innerhalb einer Mannschaft spielte dabei stets eine wichtige Rolle.
3. Theaterprojekt
Workshopdatum: 06.07.2022
Ort: Biber Camp
3.1. In diesem eintägigen Theaterworkshop wurden Kinder unabhängig von Alter und Herkunft spielerisch an die Grundlagen des Theaterspielens herangeführt. Vorbereitend zum Theaterspiel wurden Körperübungen und Bewegungsspiele angeboten, die darauf abzielten, den eigenen Körper bewusst zu erleben. Wahrnehmungsspiele, Rhythmusübungen und leichte Übungen zur Rollenfindung dienten der Interpretation eigener Gefühle und Entwicklung neuer Ideen im Umgang in diversen, oft überraschenden Alltagssituationen.
3.2. Ein wichtiger Teil widmete sich der Improvisierung, um so das erarbeitete Material in einer Miniperformance ihren Abschluss finden zu lassen.
3.3. Im Spiel und in der Improvisation z.B. mit Fantasiefiguren und Musik wurden Spontanität und Empathie gestärkt. Im gemeinsamen, kreativen Prozess konnten kulturelle, soziale und schulische Unterschiede zusammenfließen und einander bereichern. Die sozialen Kompetenzen wurden gefördert. Das Entwickeln einer kleinen Performance stärkte das Gruppengefühl und förderte die Selbstwirksamkeit und das Erleben individueller Fähigkeiten.
3.4. Der Workshop war ressourcenorientiert und diente ferner der Resilienzförderung.
4. Bildungsort Mahlzeit: Gemeinsame Zubereitung von Mahlzeiten, Gemeinsames Essen
Veranstaltungsdatum: täglich vom 03. bis zum 07.07.22
Ort: Biber Camp
4.1. Einbindung der Kinder bei der Vor- und Nachbereitung aller Mahlzeiten.
4.2. Arbeiten in kleinen Gruppen und respektvoller Umgang miteinander ermöglichten den Kindern sowie den Betreuern ein intensiveres Kennenlernen.
4.3. Mehr Zusammenhalt innerhalb einer Gruppe konnte durch „Hand in Hand“-Arbeiten beobachtet werden.
4.4. In den kleinen Arbeitsgruppen konnte sowohl die Sprache als auch die psychologische Entwicklung positiv beeinflusst werden. Positive Gefühle wie Freude, Geborgenheit, Sicherheit, Wohlwollen, Zuwendung und Zusammenhalt konnten bei diesen Aufgaben in besonderem Maße hervorgehoben und dadurch gestärkt werden.
4.5. Sensibilisierung und Förderung der Sinne wie Tasten, Riechen, Schmecken und Sehen sowie Entwicklung von handwerklichen Fähigkeiten.
4.6. Das gemeinsame Essen schaffte Raum für Kommunikation und stärkte das Zugehörigkeitsgefühl.
4.7. Bewusste und abwechslungsreiche Ernährung als Grundlage für gesunden Lebensstil wurde den Kindern bei der Zubereitung von allen Mahlzeiten stets vermittelt.
5. Werken, Basteln etc. mit Naturmaterialien
Veranstaltungsdatum: täglich vom 03. bis zum 07.07.22
Ort: Biber Camp
5.1. Ein Werk-Bastelraum stand allen Teilnehmern täglich zur freien Verfügung. Kinder wie Erwachsene konnten frei über die Materialwahl, Thema und Ausführung entscheiden, wodurch Raum für kreative, selbstständige Gestaltung entstand. Durch Beobachten, teilweise Nachahmen aber auch Neues ausprobieren, konnten die Kinder ihre Fantasien, das Erlebte so wie das Gewünschte zum Ausdruck bringen.
5.2. Trotz einfacher Materialien konnten Kinder jeden Tag neue, abwechslungsreiche Werke eigenmächtig kreieren.
5.3. Kreativitä Cancel t, Schöpfung, künstlerisches Empfinden konnten jeden Tag erlebt und vertieft werden.
5.4. Dieser Teil der Freizeitgestaltung hat sich als ein wichtiges Ausdrucksmittel vor allem für diejenigen Kinder erwiesen, die vermutlich schwierige Momente erlebt haben (z.B. Kriegserfahrung). Es ist an dieser Stelle wichtig hervorzuheben, dass wir einen positiven Einfluss unseres Programms auf genau diese Kinder beobachten konnten. In die anfangs durch Kriegsthemen geprägten Bilder fanden plötzlich die Erlebnisse aus dem Camp ihren Platz. Eine Gegenüberstellung aus der Hand des gleichen Kindes vom ersten und letzten Tag finden Sie im Bildmaterial unten.
6. Natur als Bewegungs- und Erfahrungsraum
– Ein breites Angebot an sportlichen Aktivitäten wie Inlineskates, Skateboard, Roller, Tennis, Tischtennis oder Badminton ermöglichten den Kindern ihre Motorik zu schulen.
– Spaziergänge in kleineren Gruppen dienten nicht nur dem Austausch und Gesprächen. Sie waren auch eine Gelegenheit Tiere (z.B. Schmetterlinge, Schnecken, Mäuse) und Pflanzen in ihrem natürlichen Raum beobachten zu können und boten die Gelegenheit sich über die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit des Naturschutzes auszutauschen.
– Die gemeinsamen Abende verbrachten Kinder möglichst oft in der Natur. An dafür vorgesehenen Stellen durften sie das Brennholz sammeln, um zur Abendstunde am Lagerfeuer zu sitzen oder aber die Stöcke zu schnitzen. Das Feueranzünden gehörte zu den unumstrittenen Herausforderungen, hat aber bei vielen für sehr viel Ehrgeiz gesorgt.
– Eine Nachtwanderung war für die Mehrzahl der Kinder eine Art Mutprobe und eine Möglichkeit zugleich, sich eigenen Ängsten zu stellen und sich auf andere verlassen zu können.
7. An- und Rückreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln als klimabewusstes Handeln
7.1. Ein bewusster Umgang mit den Ressourcen der Erde wurde den Kindern durch einfaches Handeln, wie z.B. Hin- und Rückfahrt mit öffentlichen Mitteln oder Mülltrennung nahegebracht.
7.2. Die Wichtigkeit, mit klimarelevanten Ressourcen (u.a. Wasser, Strom, Müllvermeidung) sorgfältig umzugehen, wurde sowohl in den Gesprächen zwischen Betreuern und Teilnehmern erörtert als auch im Alltag gelebt.
Projektleitung: Aneta Derejski & Miriam Brieger, gis-bonn@gmx.de
Projektträger: GIS Bonn – Gemeinnützig Integrativ Sozial
Gefördert durch: