Am 30. April gibt es einen Grund zum Feiern! Denn es ist ein Tag, der die Rechte der Kinder (in Deutschland) auf eine Erziehung ohne Gewalt ehrt.

Was ist der Tag der gewaltfreien Erziehung?

Jedes Jahr soll der 30. April an das Recht von Kindern auf eine Erziehung ohne Gewalt erinnern. Die Erziehung mithilfe körperlicher Züchtigung wird heutzutage zum Glück nicht mehr als alltäglich und allgemein vertretbar wahrgenommen und dennoch gehört sie für viele Kinder immer noch zum Alltag. Dabei darf neben der physischen, auch die psychische, bzw. Seelische Gewalt nicht unterschätzt werden. Beschimpfungen und verbale, erniedrigende Angriffe treffen Kinder schwer und die Verletzungen sind nicht so schnell zu sehen, wie ein blauer Fleck.
Mehr Infos unter: https://aerzteleitfaden.bayern.de/diagnose/seelische-gewalt.php

Die Art der Erziehung eines Kindes ist ein zentrales Thema bei der sozialpädagogischen Familienhilfe und dieser Tag kann zum Anlass genommen werden, neben einer kultursensiblen Verständigung über Erziehung, auch die entlastende Unterstützung, die durch den Einsatz der SPFH erfahren werden soll, zu betonen. Gründe für einen gewaltvollen Umgang mit Kindern sind vielfältig, doch finden sich auch häufig in der Überforderung der Sorgeberechtigten wieder. Natürlich legitimiert dies nicht den gewaltvollen Umgang mit Kindern, aber so können Botschaften wie: “Eltern müssen nicht immer alles im Griff haben und dürfen sich bei hoher Belastung Hilfe und Rat suchen” schon für manche Sorgeberechtigten unterstützend wirken. Dabei sollte es aber nicht bleiben. Es existieren inzwischen zahlreiche Anlaufstellen und Hilfsangebote, die eine gewaltfreie Erziehung fördern können. Neben Ratgebern, Kursen, Internetangeboten und Telefonnummern kann eben auch die sozialpädagogische Familienhilfe eine nachhaltige Unterstützung bei der Praxis einer Erziehung des Kindes ohne Anwendung seelischer oder physischer Gewalt sein.
Dazu gehört vor allem die Aufklärung über die Rechte, die Kinder hier in Deutschland haben.
An dieser Stelle sei die Broschüre “Gewaltfrei erziehen – wie geht das? Ein Familienratgeber für Geflüchtete und neu zugewanderte Erziehungspersonen” der Organisation “MiMi – Gewaltprävention Mit Migranten für Migranten” erwähnt
(online unter: https://www.mimi-gegen-gewalt.de/wp-content/uploads/2020/12/Ratgeber_Familie_D.pdf ).

Ein kleiner Ausflug in die Historie

Ende 2000 wurde ein Meilenstein in der Geschichte der Kinderrechte in Deutschland erreicht: das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung wurde im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) mit dem Paragraphen 1631 Abs. 2 festgeschrieben.
Dort steht wörtlich:

Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.”

2004 setzte sich der Kinderschutzbund mit der Einführung des “Tages der gewaltfreien Erziehung” durch. Seitdem erinnert der 30. April an dieses wertvolle Recht und appelliert an die Verantwortung der gesamten Gesellschaft für ein gewaltfreies Aufwachsen unserer Kinder.

In anderen Ländern ist dieser Tag schon länger unter dem Namen “International No Hitting Day for Children” bekannt.

Corona und häusliche Gewalt

Den heutigen Tag nehme ich auch zum Anlass, auf die besonderen Umstände, die durch die Maßnahmen zur Bekämpfung des Covid Virus entstanden sind, aufmerksam zu machen.
Die pandemische Lage beeinflusste in den letzten zwei Jahren das alltägliche Familienleben stark. Auch wenn inzwischen wieder mehr Normalität einkehrt und Lockerungen den Besuch von Schulen und Kitas erlauben, darf nicht unterschätzt werden, welch großen Herausforderungen die Familien gegenüberstanden. Homeschooling, beengte Wohnsituationen, unstrukturierte Tagesabläufe und der Mangel an ausgleichenden Freizeitangeboten haben in einigen Familien zu zusätzlichem Stress und Anspannungen geführt. Hinzu kommt die digitale Nutzung, die gerade für Jugendliche ein wichtiges Ventil darstellt und eine soziale Vernetzung, auch bei räumlicher Distanz, zulässt. Doch auch im digitalen Raum kann Kindern Gewalt angetan werden und diese sehen sich schnell den unübersichtlichen Strukturen des Internets ausgeliefert.
Neben der Möglichkeit, mit Freunden Kontakt zu halten oder am Unterricht teilzunehmen, bringt die Nutzung von Internet – Angeboten (insbesondere social media – Plattformen) auch Gefahren wie Cybermobbing, Cyber-grooming, Sexting und vieles mehr mit sich. Daher ist es wichtig, auch als sozialpädagogische Fachkraft über diese Themen mit Kindern und Jugendlichen, wie auch mit deren Sorgeberechtigten ins Gespräch zu kommen und wenn nötig, unterstützende und aufklärende Angebote, wie zum Beispiel Onlineberatung, vermitteln zu können.

Anlaufstellen im Internet und Hilfetelefonnummern:

  • Online Beratung von jungen Leuten für junge Leute (Thema Cybermobbing und weiteres): https://www.juuuport.de/beratung
  • Psychologische Erziehungs – und Familienberatungsstelle der Bundesstadt Bonn:
    Oppelner Str. 130, 53119 Bonn
    0228 – 77 45 62
    E-Mail: psychologische.beratungsstelle@bonn.de
    www.bonn.de/familienberatung
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt e.V.:
    taeterarbeit.de
  • Beratung zum Thema Gewalt in der Partnerschaft für Menschen, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben:
    rubicon-koeln.de
  • Informationen zum Thema Gewaltausübung und deren Folgen + Hotline gegen Gewalt:
    euline.eu
  • MiMi – Gewaltprävention – Mit Migranten für Migranten:
    https://www.mimi-gegen-gewalt.de/
  • Elterntelefon “Nummer gegen Kummer”: 0800 111 0 550
  • Kinder – und Jugendtelefon: 116 111
  • Hilfetelefon Sexueller Missbrauch: 0800 22 55 530
  • Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen”: 0800 166 0 16