Das Bonnections Uniting4Climate Projekt war ein interkulturelles Kunst- und Story Telling Projekt  (inspiriert vom “talanoa” story telling Konzept) mit analogen und digitalen Elementen im Rahmen der UN Klimakonferenz (COP23) in Bonn, bei dem ein buntes Kunst-Tipi eine zentrale Rolle spielte.

Die Weltklimakonferenz fand unter der Präsidentschaft von Fiji statt und wurde von dem “talanoa” Gedanken geleitet.  Dies ist ein Begriff der pazifischen Inseln, der sich auf das Erzählen von Geschichten, die Weitergabe von Ideen und das Gespräch zwischen Menschen bezieht und Konsensbildung zum Ziel hat.

Das Tipi ist ein kollektives Kunstprojekt, das von der Remscheider Künstlerin und Kunstpädagogin Ute Lennartz-Lembeck initiiert wurde. Es ist zusammengenäht aus Hunderten bunten Strick- und Häkel-Quadraten (15x15cm), die von Frauen aus aller Welt gefertigt wurden. Als sog. Gender Tipi tourt es um die Welt. Es ist  bereits in vielen Städten um den Globus ausgestellt worden, darunter bei der 2015 UN Habitat Konferenz in Madrid. Das begehbare Kunstwerk ist nicht nur ein schöner Blickfang, sondern es lädt auch zum Dialog ein. Deshalb hat die Initiative Bonnections die Künstlerin eingeladen, dass Tipi zur COP23 in Bonn aufzustellen.

An dem Wochenende vor und während der zweiwöchigen Klimakonferenz (6.-17. Nov.) organisierte Bonnections eine Reihe von interkulturellen Veranstaltungen und Mitmach-Aktionen in Kooperation mit verschiedenen zivilgesellschaftlichen Partnern (darunter Unity Effect e.V., Respect Earth und Infoe e.V.) und begleitete diese medial durch digtial story telling und social Media. Die Aktivitäten fanden rund um das Tipi und an unterschiedlichen Orten im Stadtgebiet statt.

Das Tipi wurde vom 3. bis zum 17. November als Kunstinstallation und Ort der Begegnung in der Rheinaue zwischen der Bula und Bonn Zone aufgestellt und war zugänglich für internationale Konferenzteilnehmer und die lokale Bevölkerung.  In dem Zeitraum wurde das Zelt von Bonnections und anderen Gruppen (darunter eine evangelischen Jugendgruppe), Künstler*innen und Klimaaktivist*innen zum interkulturellen Austausch und für outreach Aktivitäten genutzt.

Bei diesen Events stand der Klimaschutz für indigene Völker und vom Klimawandel bedrohter Länder und Bevölkerungsgruppen im Mittelpunkt. Darüber hinaus wurde auch der Zusammenhang von Klimawandel, Migration und Flucht beleuchtet.

In Bonn lebende Flüchtlinge und Migrant*innen waren bei den Aktivitäten der Bonnections Gruppe aktiv beteiligt, sowohl im Orga-Team als auch als teilnehmende Künstler*innen.  Mitglieder der lokalen African Diaspora Community und Unterstützer der AfricansRising (for Peace, Justice & Dignity) Movement waren ebenfalls eingebunden.

Die Veranstaltungsreihe beinhaltete mehrsprachige Lesungen, künstlerische Darbietungen, Konzerte mit Folk Musiker*innen und afrikanischen Musikgruppen, Erzählcafés und kreative Mitmach-Aktionen. Diese wurden an verschiedenen Orten im Stadtgebiet durchgeführt, darunter im Tannenbusch House, The Ninth und BonnLAB.

Das TIPI – Für ein Gefühl der Verbundenheit

Das Tipi ist ein von der Remscheider Künstlerin Ute Lennartz initiiertes kollektives Kunstprojekt. Es ist aus Hunderten von bunten selbst gestrickten und gehäkelten Quadraten zusammengenäht, die Menschen (hauptsächlich Frauen) aus aller Welt zu dem Gemeinschaftsprojekt beigetragen haben. Als sogenanntes Gender-Tipi reist es seit 2015 um die Welt.

Auf dem Website der Künstlerin befindet sich eine detaillierte Konzeptbeschreibung und Fotos aus unterschiedlichen Städten, in denen das Tipi bereits im öffentlichen Raum aufgestellt wurde, darunter in Brüssel, New York, Madrid und Taipeh.

Inzwischen gibt über ein Dutzend dieser Zelte. Vor zwei Jahren war eins bereits in Bonn vor der Kreuzkirche zu sehen innerhalb eines interkulturellen Projekts der evangelischen Kirche: Vielfalter und Tipi im Bonner Kirchenpavillon.

Ein anderes Tipi befindet sich in dem kenianischen Dorf Alego.  Dr. Auma Obama, die eine Halbschwester von Barack Obama ist, hat das Tipi-Projekt vor zwei Jahren in ihr Heimatland gebracht, nachdem sie die Künstlerin bei dem Dreh für eine WDR Frau TV Doku (“Die Welt ein bisschen besser machen”) kennengelernt hatte.

Obama, die in Deutschland studiert und lange Zeit gelebt hat, ist eine Filmemacherin und Gründerin der Sauti Kuu Foundation. Sauti Kuu heißt auf Kisuaheli “Starke Stimmen”. Ihre Stiftung ist in Deutschland und Kenia tätig und verfolgt das Ziel, benachteiligten Kindern und Jugendlichen zur Eigenständigkeit zu verhelfen und Perspektiven zu geben. So entstand die Idee, auch ein Tipi für Sauti Kuu  anzufertigen als ein Zeichen der Verbundenheit und Gemeinschaft.

Beiden Frauen ist es wichtig, jungen Menschen zu vermitteln, dass sie nicht Opfer des sozialen Systems oder ihrer Umwelt sein müssen, sondern trotz schwieriger Herausforderungen ihr Leben selbst in die Hand nehmen und ihre Zukunft mitbestimmen können.

Das war auch das Ziel des #Uniting4Climate Tipis und interkulturellen Bonnections Projekts während der COP23.  Denn die Folgen des Klimawandels betreffen uns alle, und es bleibt nicht mehr viel Zeit.  Dies unterstreicht auch die  #DontBeLate   Mission 2020 Kampagne hervor, die von der ehemaligen UNFCCC Chefin Christina Figueres angeführt wird. Sie fordert massive Klimaschutzmaßnahmen und freiwillige CO2 Reduktion von der Wirtschaft und Privatpersonen, um die Erderwärmung zu stoppen und die Ziele des Pariser Abkommens erreichen.

Signs of Hope – Save our Climate

Besucher wurden z.B. eingeladen, persönliche Climate Action Messages, ihre Hoffnungen und Gebete für die Konferenz und unsere gemeinsame Mutter Erde auf kleinen bunten Zetteln zu hinterlassen, wie beim “Signs of Hope” Subway Therapy Project in New York im vergangenen Jahr.

Das Bonnections Projekt bot nicht nur lokalen Künstlern und Klima-Aktivisten eine Plattform, sondern auch für Teilnehmer*innen von außerhalb. Der inhaltliche Schwerpunkt lag dabei auf indigenen Völkern, Jugend and Women-led Climate Action.

Beim Vernetzungsevent der GreenDrinks Bonn Party am 6. November, die Bonnections mitorganisierte,  hatte die interessierte Öffentlichkeit z.B. die Möglichkeit, Einheimische und Akteure der lokalen Nachhaltigkeitszene kennenzulernen.

Künstler*innen hatten die Möglichkeit, Kunstwerke, die sich mit Klimawandel beschäftigen, vorzustellen. Zu ihnen gehören Anna Thinius aus Bonn, Astrid Hilt und ihre syrische Freundin Reham Al-Nojoom.

Youth Climate Action Day

Jugendliche der Bonner Lukasgemeinde und eine aus Westfalen angereiste evangelische Jugendgruppenutzten das Tipi im Rahmen des internationalen Climate Action Day am 4. November 2017 zum Austausch und Kennenlernen.

Respect Earth Drumming

Mitglieder von Respect Earth e.V.  veranstalteten während der Konferenz ab dem 12. November im Umfeld des Tipis und an anderen Orten sogenannte earth drumming circles und kreative Mitmach-Aktionen. Bonner Einwohner*innen und Klimafreunde aus dem In- und Ausland waren eingeladen und nahmen interessiert an dem Earth Drumming teil. Die drumming circles fanden jeweils morgens und abends von 8 bis 9 Uhr statt.

Die Veranstaltung war Teil eines synchronisierten 24-stündigen Uniting4Climate Drum Circles, der am 6. & 13. November (20 – 21 Uhr Ortszeit) stattfand und einmal um den Globus lief, angefangen in Fiji bis nach Hawaii. Das Ziel war es, möglichst alle Zeitzonen und viele vom Klimawandel bedrohte Länder und Gesellschaften abzudecken und einzubinden.  An einem ähnlichen synchronized global drum circle am 29. August 2017 beim Burning Man Festival haben sich über 520 Trommelkreise beteiligt.

COP23 Haiku Poetry Jam – Call for #Uniting4Climate Haikus

Als Teil des Story Telling Projekts lud Bonnections Menschen um den Globus ein, Haikus zum Klimawandel in verschiedenen Sprachen zu schreiben und diese via social media (Twitter, Facebook, Instagram) zu teilen. Bonner*innen und COP23 Besucher*innen konnten ihre Haiku Beiträge auch im Tipi hinterlassen. Eine Auswahl wurde bei einer Bonnections Lesung vorgestellt und auf einem Blog veröffentlicht.

Ein Haiku ist ein kurzes, dreizeiliges Gedicht, das eine sensorische Sprache verwendet, um ein Gefühl oder ein Bild zu beschreiben. Sie werden oft von der Natur inspiriert, einem Moment der Schönheit oder einer ergreifenden Erfahrung. Die Kunst der Haikus wurde von japanischen Dichtern entwickelt. Sie haben traditionell 17 Silben – mit der Silbenfolge 5-7-5.

Hier ist ein Beispiel:

Der Frühling scheidet:

Vögel weinen – selbst Fischen

Kommen die Tränen.

(Matsuo Basho, 1689)

Da sich die japanischen Silben in der Länge ihrer Lauteinheit von denen der deutschen Sprache unterscheiden, kann ein deutschsprachiges Haiku auch aus weniger als 17 Silben bestehen.

Jede/Jeder konnte eigene Texte (wenn möglich, mit englischer Übersetzung) sowie Foto-Haiku (oder Haiga) unter dem Hashtag #COP23Haiku einreichen mit Angabe des Namen und Wohnorts. Dies war kein Wettbewerb, sondern eine kreative Mitmach-Aktion.

Die Haiku Jam war inspiriert von Greg Johnson, einem US-amerikanischen Klimaforscher und Hobby-Dichter. Er hat es geschafft, den über 2000 Seiten langen 2013  IPCC Report zur Lage des Weltklimas in 19 knappe Haikus zusammenzufassen. Darüber hinaus hat der Meereswissenschaftler (NOAA) die Kurzgedichte mit Aquarellbildern illustriert.

Nachdem eine Freundin seine Sammlung auf dem Blog des Sightline Institute veröffentlicht hatte, verbreiteten sich Johnsons Klimawandel  Haikus in Windeseile über  social media. Für Bildungszwecke sind sie nun auch als Booklet und  Slideshow und auf Spanisch verfügbar. Für die Klimakonferenz in Bonn passte dieses Haiku:

The Future

Forty years from now

children will live in a world

shaped by your choices.

Bonnections

Organisiert, koordiniert und durchgeführt wurde das Uniting4Climate Projekt von Bonnections.

Bonnections ist eine aus der lokalen Flüchtlingsarbeit in der Bonner Altstadt/Nordstadt (Kunst- und Kulturgruppe) erwachsene Initiative, die von einer Gruppe von ehrenamtlichen Helfern und Geflüchteten Anfang 2016 gegründet wurde. Das Ziel ist, mittels gemeinsamer Projektarbeit die Integration und einen interkulturellen Austausch auf Augenhöhe zu fördern, dabei voneinander zu lernen und unsere Horizonte zu erweitern.

Die Mitglieder sind Alt- und Neubonner*innen, Deutsche und Ausländer*innen mit unterschiedlichen beruflichen Backgrounds und Erfahrungen. Die Gruppe trifft sich regelmäßig im BonnLAB (Zingsheimstr. 2, Bonn-Beuel), um Lesungen und andere Veranstaltungen zu organisieren und gemeinsame Projekte zu entwickeln. Sie verfolgt dabei einen partizipatorischen Ansatz.

Ein Weg, wie man stets miteinander ins Gespräch kommen und Verbindungen herstellen kann, sind gute Geschichten. Deshalb hat Bonnections einen digitalen Buchclub mit monatlichen offline events gestartet. Bonnections ist digital in Form eines mehrsprachigen Blogs (DE, EN, AR) präsent https://bonnections.de/  und einer Facebook Seite mit über 500 Followers.

Die Initiative hat von April 2016 bis Februar 2017 mehrsprachige Lesungen in der Bonner Zentralbibliothek veranstaltet zu unterschiedlichen Themen und  Genres (z.B. Innenansichten aus Syrien, Liebesgedichte, unbekannte Weltentdecker). Zu den Buchclub-Treffen wurden auch Schriftsteller und Journalisten eingeladen und mit multimedialen Erzählformaten  experimentiert.

 

Ansprechpartnerin: Sandra Prüfer (Bonnections), sprufer@yahoo.com

Initiative Bonnections, www.bonnections.de

 

Kooperationspartner*innen:

Respect Earth e.V., www.respect-earth.de

Unity Effect e.V., www.unityeffect.net

Gefördert durch: