Projektbeschreibung

Menschen mit internationaler Geschichte stellen mittlerweile rund 12 % der Wahlberechtigten in Deutschland. Ihre tatsächliche Wahlbeteiligung liegt allerdings bis zu 20% unter dem Durchschnitt. Auch ihre Teilnahme an informellen, zivilgesellschaftlich-politischen Beteiligungsformen fällt im Vergleich niedriger aus, obwohl diese – anders als das allgemeine Wahlrecht – auch unabhängig von der Staatsangehörigkeit zur Verfügung und jedem und jeder offenstehen. Die Gründe dafür sind so vielfältig, wie die Lebensumstände und die Menschen selbst:  

Barrieren können bspw. in mangelnden Kenntnissen der deutschen Sprache – insbesondere auch der Schriftsprache – oder einer geringeren formalen Bildung bestehen und damit einhergehend einer fehlenden Kenntnis des politischen Systems und der Möglichkeiten von Beteiligung. Auch ein politisches Desinteresse (dafür ggf. vermehrt Interesse an bspw. der Ausübung von Religion oder an Angelegenheiten der eigenen Familie) oder ein Misstrauen gegenüber der Politik (durch bspw. die Sozialisation in einer Diktatur) kann hemmend wirken. Zusätzlich ggf. patriarchale Vorstellungen können das politische Interesse und die Beteiligung hemmen, da sie bspw. Frauen von vorneherein von Partizipation ausschließen). Auf der anderen Seite sind es ggf. drängende soziale und spezifische ökonomische Probleme, die Verwirklichung des sozialen Aufstieges, Ängste um den Aufenthaltsstatus oder zahlreiche ausländerrechtliche Verwaltungsangelegenheiten, die zu bewältigen sind. Oder man fühlt sich einfach noch nicht ganz angekommen in Deutschland und traut sich selbst nicht zu, über allgemeine Angelegenheiten zu diskutieren. Und – insbesondere in diesen Tagen – ist es auch oft die Sorge um Verwandte in den Heimatländern, die lähmt und Engagement ausbremst. 

Seitens der Politik und ihren Akteuren wird oft das Fehlen von Vorbildern und gezielter Ansprache konstatiert. Bei zivilgesellschaftlichen Initiativen ist teilweise eine gewisse Selbstreferentialität und eine für Außenstehende eher kryptische Sprachverwendung zu konstatieren. Man bewegt sich allzu häufig – ohne böse Absicht – in Filterblasen oder „Bubbles“ und kommuniziert in einer Weise, die an den Alltagswelten zahlreicher Menschen völlig vorbeigeht. Es fehlt hier möglicherweise an einem entsprechenden Bewusstsein der Aktiven oder einfach an erprobten Wegen der Ansprache und des Einbezugs. Auch in aktuell sehr populären zivilgesellschaftlichen Bewegungen zum Thema Klimawandel, wie z.B. der Jugendbewegung Fridays for Future sind junge Menschen mit Migrationsgeschichte – gemessen an ihrem tatsächlichen Anteil an der Bevölkerung – zahlenmäßig unterrepräsentiert. 

Das – allen Bonnerinnen und Bonnern prinzipiell offenstehende – Beteiligungsverfahren Bonn4Future (https://www.bonnforfuture.de/) hat es sich zum Ziel gesetzt, vielfältig und inklusiv zu sein und möglichst viele verschiedene Perspektiven einzubeziehen. Dabei hat man sich auch eine gewisse Repräsentativität vorgenommen, die aber mit herkömmlichen Methoden (bspw. der Zufallsziehung von Adressen aus dem Einwohnermelderegister) bisher nicht herzustellen war. Vielmehr müssen in Hinblick auf „schwer erreichbare Zielgruppen“ neue Formen der Ansprache erkundet und praktiziert werden.  

Ziel des Projektes

Innerhalb des Beteiligungsverfahrens Bonn4Future wird angestrebt, die Beteiligung von Menschen mit Migrationsgeschichte zu erhöhen. Insbesondere auch ihre persönlichen Perspektiven auf das Zusammenleben und den Klimaschutz in Bonn sollen sich in den Bürgerforen wiederfinden. Deshalb wurde BIM e.V. beauftragt, interessierte Menschen mit Migrationsgeschichte anzuwerben. Das Ziel der „Initiative Politische Partizipation“ ist es somit, Menschen mit Migrationsgeschichte auf das Beteiligungsverfahren aufmerksam zu machen, ihnen die Hintergründe und Ziele des Verfahrens zu erklären und sie zu einer Teilnahme zu ermutigen. Zumal politische Partizipation auf kommunaler Ebene und die Aktivierung eigener Kompetenzen wichtige Schritte zu Selbstermächtigung und einem erfolgreichen Leben in der Gesellschaft darstellen.  

Zielgruppen

Zielgruppe der Initiative sind Menschen mit Migrationsgeschichte, die sich für die Themen Klima- und Umweltschutz interessieren. Hier sind sowohl interessierte Einzelpersonen als auch Vertreter und Vertreterinnen von Initiativen, interkulturellen Vereinen oder Migrantenselbstorganisationen willkommen. Um den Proporz zu wahren, sind für diese beiden Personengruppen jeweils etwa 17 Plätze im nächsten Bürgerforum reserviert. 

Weitere Informationen:

Zum Aufruf auf der Webseite des MIGRApolis: https://migrapolis.de/aufruf-der-initiative-politische-partizipation-bonn4future/

Zur Webseite von Bonn4Future:

https://www.bonn4future.de/de

Webseite von Bonn im Wandel e.V.

https://bonnimwandel.de/

Webseite der Stadt Bonn:

https://www.bonn.de/bonn4future

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