„Schon drüber nachgedacht?“ ist ein mobiles Freiluftkino, um über Filmvorführungen in öffentlichen Räumen soziale Begegnungen, interkulturellen Dialog und Austausch zu gesellschaftlich relevanten Themen zu fördern. Ziel des Kino-Projekts ist die Vermittlung von Impulsen zum Nachdenken und zur Förderung von gesellschaftlichem Engagement.
Der Umgang mit gegenwärtigen Krisen und Herausforderungen wie dem Klimawandel oder gesellschaftlichem Zusammenhalt in Vielfalt betrifft alle Menschen und bedarf engagierter Menschen, die sich für konstruktive Handlungsansätze einsetzen und aktiv in die Mitgestaltung des Gemeinwesens und notwendiger Transformationsprozesse im gesellschaftlichen Zusammenleben einbringen.
Hier setzt das mobile Kino-Projekt „Schon drüber nachgedacht?“ an und beabsichtigt durch frei zugängliche Filmvorführungen neue Begegnungsräume und Bildungsangebote zu schaffen. In Bezug auf diverse Themen unserer Zeit vom Klimawandel bis zu Krieg, Flucht, Integration, gelebter Demokratie und gesellschaftlichem Zusammenhalt in Vielfalt sollen neben sensibilisierenden Denkanstößen vor allem auch motivierende Lebensgeschichten erzählt und positive Beispiele konstruktiver Handlungs- und möglicher Lösungsansätzen gezeigt werden. Die Filme werden in einem moderierten Programm gezeigt, um ins Gespräch zu kommen und wechselseitige Austausch-, Dialog- und Lernprozesse zu fördern.
Das Kino-Projekt umfasst insgesamt acht Filmabende, die zwischen Oktober 2023 und September 2024 mit einem mobilen Freiluftkino aus umgebauten Lastenfahrrädern an verschiedenen Orten in Bonn von Auerberg bis Bad Godesberg organisiert werden. Alle Filmabende sind offen zugänglich und kostenlos besuchbar. Bitte bringen Sie ihre eigenen Sitzmöglichkeiten oder eine Decke mit. Wir hoffen auf mildes Wetter, aber es wird nachts wohl schon etwas frischer. Bei Wind und schlechtem Wetter müssen die Veranstaltungen leider abgebrochen oder bereits im Vorfeld abgesagt und verschoben werden. Aktuelle Infos finden Sie dazu auf unserer Homepage sowie in den sozialen Medien.
Übersicht: Filmprogramm mobiles Freiluftkino 2024
Vergiss Meyn Nicht
Regie: Fabiana Fragale, Kilian Kuhlendahl und Jens Mühlhoff (Deutschland 2023, DF Dokumentarfilm, FSK 12, 100 min.)
Im Jahr 2018 demonstrieren Aktivisten im Hambacher Forst, den der Energiekonzern RWE für die Erweiterung eines Tagebaus roden will. Dabei stürzt der junge Filmstudent Steffen Meyn, der das Geschehen von einem Baumhaus aus filmt, in die Tiefe und stirbt. Die Filmemacher Fabiana Fragale, Kilian Kuhlendahl und Jens Mühlhoff kombinieren die Aufnahmen des jungen Mannes mit selbstgeführten Interviews, um zu erforschen, wo die Grenzen des Aktivismus liegen sollten.
Freitag, 26.04.2024, 20:15 Uh
Selbstwerk Bonn, In den Wiesen 17A, 53227 Bonn
Eine Filmvorführung in Kooperation mit der Critical Mass Bonn und dem Selbstwerk Bonn
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Clashing Differences
Regie: Merle Grimme (Deutschland 2023, OmeU, 88 min)
Freitag, 03.05.2024, 20:30 Uhr
Auerberger Mitte, 53117 Bonn (Auerberg)
Eine Filmvorführung in Kooperation mit PlayDay
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Kurzfilme Afrika Film Festival Köln
Diaspora Shorts: Home and Diaspora
Freitag, 06.09.2024, 20:30 Uhr
Promenade am Rheinpavillon, Rathenauufer 1, 53113 Bonn (Südstadt)
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Tage des Exils Bonn statt, eine Initiative der Körber-Stiftung in Kooperation mit der Bundesstadt Bonn.
Weitere Informationen unter: www.tagedesexils.de
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Übersicht: Filmprogramm mobiles Freiluftkino 2023
Deutschlandlieder – Almanya Türküleri
Regie: Nedim Hazar Bora (Deutschland 2023, DF/OmU, Dokumentarfilm, 89 min.)
Mittwoch, 25.10.2023, 19:30 Uhr
Freeters, Lievelingsweg 82, 53119 Bonn (Nordstadt)
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Zentralflughafen THF
Regie: Karim Aïnouz (Deutschland 2018, OmU, Dokumentarfilm, 97 min.)
Samstag, 28.10.2023, 19:30 Uhr
Freeters, Lievelingsweg 82, 53119 Bonn (Nordstadt)
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Art is a state of mind
„Das Kollektiv“ (Folge 6 von 6)
Regie: Aljoscha Pause (Deutschland 2022, OmU, 60 von 353 min.)
Samstag, 28.10.2023, 22:00 Uhr
Freeters, Lievelingsweg 82, 53119 Bonn (Nordstadt)
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Tom Medina
Regie: Tony Gatlif (Frankreich, Schweiz 2021, OmeU, Spielfilm, 100 min.)
Mittwoch, 01.11.2023, 19:30 Uhr
Rheinufer an der Bad Godesberger Fähre / Frittenschmiede
Von-Sandt-Ufer 902, 53173 Bonn Bad Godesberg
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Capitaine Thomas Sankara
Regie: Christophe Cupelin (Schweiz 2012, OmeU, Dokumentarfilm, 104 min.)
Samstag, 04.11.2023, 19:30 Uhr
Rheinufer an der Bad Godesberger Fähre / Frittenschmiede
Von-Sandt-Ufer 902, 53173 Bonn Bad Godesberg
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Ivie wie Ivie
Regie: Sarah Blaßkiewitz (Deutschland 2021, DF, Spielfilm, 112 min.)
Mittwoch, 15.11.2023, 19:30 Uhr
Promenade am Rheinpavillon
Rathenauufer 1, 53113 Bonn (Südstadt)
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Kurzfilme Afrika Film Festival Köln
Diaspora Shorts: Home and Diaspora
Samstag, 18.11.2023, 19:30 Uhr
Promenade am Rheinpavillon
Rathenauufer 1, 53113 Bonn (Südstadt)
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Clashing Differences
Regie: Merle Grimme (Deutschland 2023, OmeU, 88 min)
Mittwoch, 22.11.2023, 19:30 Uhr
Auerberger Mitte, 53117 Bonn (Auerberg)
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Vamos a la playa
Regie: Bettina Blümner (Deutschland, Cuba 2023, OmU, Spielfilm, 90 min.)
Samstag, 25.11.2023, 19:30 Uhr
Auerberger Mitte, 53117 Bonn (Auerberg)
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Filmprogramm mobiles Freiluftkino 2023
Deutschlandlieder – Almanya Türküleri
Regie: Nedim Hazar Bora
Deutschland 2023, DF/OmU, Dokumentarfilm, 89 min.
Mittwoch, 25.10.2023, 19:30 Uhr
Freeters, Lievelingsweg 82, 53119 Bonn (Nordstadt)
Weder Schlager noch Nationalhymnen. Deutschlandlieder sind unfassbar schöne Lieder der türkischen und kurdischen Einwanderer:innen über die Liebe, das Leben, den Tod und das Feiern in Deutschland. Songs, die der Mehrheitsgesellschaft allerdings Jahrzehnte lang verborgen blieben.
Rund zehn Stars verschiedener Generationen der Türkeistämmigen aus unterschiedlichen Musikstilen kamen aus Anlass des 60. Jahrestags des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens zusammen – von einem 85-jährigen Volkssänger bis zu einer feministischen jungen Rapperin. Begleitet wurden sie von einer international besetzten Rockband, einem Streichquartett und ethnischen Instrumentalisten. Sie gastierten gemeinsam auf Bühnen in Köln, Essen, Bonn, Stuttgart, Hamburg, Rudolstadt, Berlin und Istanbul zwischen 2021-2022.
Mit dabei war Filmemacher Nedim Hazar – in den 1980er Jahren Sänger der ersten deutsch-türkischen Rockband Yarinistan. Hazar und sein Team dokumentierte diese einmalige Konzertreihe filmisch, nahm die Songs auf und sprach mit den Sänger:innen, darunter auch mit Hazars Sohn, dem Hip-Hopper Eko Fresh.
Etwa ein Dutzend Songs und ihre Interpret:innen stellen die dramaturgischen Meilensteine des Films dar: „Guten Morgen Maystero“ etwa handelt von den Arbeitsbedingungen unmittelbar vor dem Türkenstreik in den Fordwerken im Jahr 1973. „Ley Ley Liebe Gabi“ (1981) erzählt eine Romeo-Julia Geschichte ohne Happy-End. Der in der Türkei legendäre Song über das Leben im Exil „Çok Yorgunum – Ich bin sehr müde“ wurde 1983 in Deutschland komponiert. Es lag nicht an der Sprache, dass diese Musik vom Mainstream über Jahrzehnte unbeachtet blieb. Denn bis auf die kurdischen Produktionen wurden viele der Songs längst auf Deutsch gesungen. Aber einerseits waren die Vertriebswege anders und andererseits war der Klang zu fremd für Caprifischer geschulte Wirtschaftswunderohren. So resümieren Psychologin Dr. Lale Akgün, Musikleiter des Multikultiradios WDR-Cosmo, Francis Gay und Politiker Cem Özdemir, der mit dieser, abseits der deutschen Hitparaden gespielten Musik aufwuchs.
Nach den Brandanschlägen in Mölln und Solingen in den 90er-Jahren wandte sich die junge Generation Hiphop und Rap als Ausdrucksmittel gegen Rassismus und Gewalt zu. Erci E. von Cartel und Kutlu Yurtseven sowie Rossi Pennino von Microphone Mafia aus dieser Zeit kommen mit live Stücken auf der Bühne vor. Gedreht wurden sie auch in den Milieus, aus denen ihre Songs stammen. „Ich bin so“, der Song der Düsseldorfer Rapperin Tice rüttelt auf und berührt durch ihre persönliche Geschichte. Ein Hörgenuss und visuelles Highlight des Films ist das Finale: Eko Fresh interpretiert sein Stück „Du bist anders“ live mit Streichquartett und Band.
Trailer: Deutschlandlieder – Almanya Türküleri
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Zentralflughafen THF
Regie: Karim Aïnouz
Deutschland 2018, OmU, Dokumentarfilm, 97 min.
Samstag, 28.10.2023, 19:30 Uhr
Freeters, Lievelingsweg 82, 53119 Bonn (Nordstadt)
Am Berliner Flughafen Tempelhof prallen Welten aufeinander: Auf der einen Seite des Flugfeldes landen Migranten auf der Suche nach einer Zukunft in Europa, auf der anderen Seite tummeln sich Jogger und Grillgruppen. Die Dokumentation liefert eine Bestandsaufnahme unserer Gesellschaft mit all ihren Widersprüchen und den gegensätzlichen Wünschen und Träumen ihrer Protagonisten, die am Flughafen Tempelhof aufeinandertreffen.
Zentralflughafen THF ist kein Film über Geflüchtete, sondern über Gegensätze. Die in den sieben Hangars lebenden Geflüchteten träumen von einem Neuanfang, einem besseren Leben und einem Alltag in Deutschland, während draußen auf dem Feld mindestens so viele Bewohner der Stadt Berlin tagtäglich versuchen, ihrem Alltag zu entkommen, indem sie sich auf den ehemaligen Start- und Landebahnen auf einen Marathon vorbereiten, die ausgefallensten Fortbewegungsmittel ausprobieren und sich zum Spielen und Grillen mit ihren Freunden verabreden. Einige von ihnen träumen sich davon, andere träumen von einer neuen und besseren Stadt.
Zentralflughafen THF dokumentiert diese unterschiedlichen Welten, Lebensrealitäten und Träume. Im Zentrum des Films steht Ibrahim aus Syrien zwischen Deutschunterricht, medizinischen Untersuchungen und „Gesprächen“ mit der deutschen Bürokratie. Regisseur Karim Aïnouz (PRAIA DO FUTURO, Wettbewerb Berlinale 2014) beobachtete über ein Jahr, wie er und seine Freunde eine erneute Reise unternehmen: Zwischen Hoffnung, Heimweh und Angst vor Abschiebung – und einer merkwürdigen Gewöhnung an das temporäre Zuhause.
Eine weitere Hauptrolle spielt der Flughafen selbst, in dessen einzigartiger Architektur mit all ihrer Widersprüchlichkeit sich derzeit die Ironie der Geschichte wie selten zuvor manifestiert: In einer Stadt in der Stadt, und in einer Gesellschaft im Ausnahmezustand zwischen Krise und Utopie. (piffl Medien)
Trailer: Zentralflughafen THF
www.zentralflughafen-thf.piffl-medien.de
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Art is a state of mind
„Das Kollektiv“ (Folge 6 von 6)
Regie: Aljoscha Pause
Deutschland 2022, OmU, 60 von 353 min.
Samstag, 28.10.2023, 22:00 Uhr
Freeters, Lievelingsweg 82, 53119 Bonn (Nordstadt)
9 Jahre lang begleitet der Dokumentarfilmer Aljoscha Pause den ehemaligen Wirtschafts-Juristen Bernhard Zünkeler um die Welt: bei seiner Abkehr vom alten Leben als Arbeitgeberanwalt, der für die größte Bank der Welt Entlassungsgespräche führen musste. Bei seiner kompromisslosen Zuwendung zu der Kunst und seinem ganz eigenen Konzept von einem gelungenen Leben. Bei seinem erklärten Versuch mit Kunst die Welt zu verändern und bei seinem Kampf mit dem etablierten Kunstmarkt und überkommenen Denkmustern.
Die Doku-Serie folgt Bernhard Zünkeler beim Aufbau eigener Artlabs und Künstlerkollektive und beim Etablieren eines globalen Netzwerks mit Gleichgesinnten: ob mit kubanischen Dissidenten oder Gangmitgliedern aus South Central Los Angeles. Und nicht zuletzt bei den Forschungen rund um seine These von Kunst als Bewusstseinszustand.
„Art is a state of mind“ ist ein inspirierender Road-Trip mit einem Konzept-Künstler und Tausendsassa auf der Suche nach seiner ganz subjektiven Definition von Erfolg, die Begegnung mit außergewöhnlichen, internationalen Künstlern und Kunst-Projekten in Deutschland, Kuba und den USA – und ein konsequenter Diskurs darüber, was Kunst heute sein kann und muss: wieviel Radikalität und Bewusstsein sind notwendig? Für das Glück eines Einzelnen – und für die kollektiven Herausforderungen unserer Zeit.
Aljoscha Pause arbeitet als freier Filmemacher, Regisseur, Fernsehjournalist, Autor und Produzent. 1996 begann er seine Laufbahn beim Fernsehen und war bis 2003 zunächst als Sportreporter u.a. für Sat.1 – ran und Premiere (heute Sky) aktiv. Er ist berufenes Mitglied der Deutschen Filmakademie und der Deutschen Akademie für Fußballkultur. Pause ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in Bonn.
Trailer: Art is a state of mind
www.mindjazz-pictures.de/filme/art-is-a-state-of-mind
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Tom Medina
Regie: Tony Gatlif
Frankreich, Schweiz 2021, OmeU, Spielfilm, 100 min.
Mittwoch, 01.11.2023, 19:30 Uhr
Rheinufer an der Bad Godesberger Fähre / Frittenschmiede
Von-Sandt-Ufer 902, 53173 Bonn Bad Godesberg
Tom Medina wird von einem Jugendrichter in die Camargue zu Ulysses geschickt, einem Mann mit einem großen Herzen, der mit der Natur im Einklang steht. Von Stieren und Pferden fasziniert und von Visionen geleitet, lernt Tom an der Seite von Ulysses den Beruf des Naturwächters. Er stiehlt nicht mehr, ist wissensdurstig und sehnt sich danach, ein anderer Mensch zu werden. Aufgebracht über die unveränderte Feindseligkeit, die ihm entgegenschlägt, kämpft er um sein Schicksal und kreuzt dabei den Weg der Aktivistin Suzanne.
Tom Medina ist ein Spielfilm, der sich an Tony Gatlifs Leben vor seiner Zeit als Filmemacher orientiert, als er über das Meer nach Frankreich kam. Gatlif verwebt seine Biografie mit Metaphern, verlegt die Geschichte in die Gegenwart und schildert mit großem Einfühlungsvermögen, wie Tom trotz seiner Heimatlosigkeit nie die Würde und Kraft für sein Leben verliert. Der in der mystischen Landschaft der Camargue angesiedelte Film lebt von Naturbildern, einer intensiven Tonebene und viel Musik. Und die Zuschauer:innen werden mit einem poetischen Ende entlassen, welches eine Wohltat für das Herz ist.
Tony Gatlif wurde 1948 im damals zu Frankreich gehörenden Algerien geboren. Sein Vater war Kabyle, seine Mutter Romni. Beide Kulturen beeinflussten ihn stark und inspirierten ihn zu einem Großteil seiner Filme. Anfang der 1960er Jahre verließ Gatlif Algerien und wanderte nach Frankreich aus. Über die Schauspielerei und das Theater gelangte Gatlif schließlich zum Film und legte mit LA RAGE AU POING sein erstes Drehbuch vor. 1975 drehte er LA TETE EN RUINE, sein Erstlingswerk als Regisseur. Mit LES PRINCES (1983), LATCHO DROM (1993) und GADJO DILO (1997) schuf Tony Gatlif eine Trilogie, die als ein seltenes Beispiel für die Selbstrepräsentation von Roma im Film viel Anerkennung erntete. Mit seinem Film EXILS gewann er bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2004 den Regiepreis. (First Hand Films)
Trailer: Tom Medina
www.firsthandfilms.ch/de/tom-medina
ARTE: Tony Gatlif – Wild West in der Camargue (Stadt Land Kunst 19.01.2023)
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Capitaine Thomas Sankara
Regie: Christophe Cupelin
Schweiz 2012, OmeU, Dokumentarfilm, 104 min.
Samstag, 04.11.2023, 19:30 Uhr
Rheinufer an der Bad Godesberger Fähre / Frittenschmiede
Von-Sandt-Ufer 902, 53173 Bonn Bad Godesberg
Am 4. August 1983 wird Thomas Sankara nach einem Staatsstreich Präsident von Obervolta. Ein Jahr später gibt er seinem Land eine neue Identität und tauft es in Burkina Faso um, was wörtlich übersetzt «Das Land der Integren» bedeutet.
Weit über die Grenzen des Landes hinaus wird er zum Hoffnungsträger für einen Großteil der afrikanischen Jugend. Er führt eine «demokratische und volksnahe» Revolution und bringt der Bevölkerung während seiner Präsidentschaft mehr Fortschritt als ein halbes Jahrhundert französische Kolonisation.
Mit seiner Politik zielt er insbesondere auf die landwirtschaftliche Selbstversorgung der Nation ab. Er nimmt radikal Stellung gegen jegliche Form von Imperialismus oder Neokolonialismus und kritisiert ohne Umschweife die Mächtigen seiner Epoche.
Sankara will die burkinische Gesellschaft grundsätzlich reformieren, die er als fest im Feudalismus verankert sieht. Er kämpft gegen soziale Ungleichheit zwischen Mann und Frau, gegen Analphabetismus, gegen die Korruption und die Privilegien der Beamten. Er ermutigt die Burkinabe, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und bezieht sie so in den Kampf gegen Unterernährung, Durst und Seuchen mit ein.
Trotz seines Erfolges und der Popularität der Revolution ist Sankara hinter den Kulissen umstritten. Am 15. Oktober 1987 wird er während eines Putsches umgebracht. Man schreibt diesen Putsch Blaise Compaoré zu, dem Mann, den Sankara als seinen Bruder betrachtete und der anschließend bis 2014 Präsident von Burkina Faso war. Das Regime hat sich während Compaorés Herrschaft bemüht, das Vermächtnis der Präsidentschaftsjahre Sankaras auszulöschen.
Durch den Zusammenschnitt von sorgfältig ausgesuchtem, rarem Archivmaterial gibt uns der Filmemacher Christophe Cupelin einen ganzheitlichen Überblick über das intellektuelle und politische Erbe dieses untypischen Staatschefs. Der Dokumentarfilm – der mit der Energie eines zwischen Idealismus und Ironie schwankenden Punk-Manifests daherkommt – rekonstruiert in getreuer Weise die untypische Art Thomas Sankaras, der durch seine Taten und Worte Anstoß erregte.
Christophe Cupelin entwirft ein packendes und humorvolles Porträt eines charismatischen Staatschefs, der mit seinen unkonventionellen Ideen die Politiker des Westens herausforderte. Jahrzehnte nach Sankaras tragischem Verschwinden, das bis heute ungeklärt ist, gibt dieser Film einem der wichtigsten afrikanischen Führer und Staatsmänner des 20. Jahrhunderts das Wort. (Christophe Cupelin)
Trailer: Capitaine Thomas Sankara https://www.youtube.com/watch?v=nPC2NB-Y8rM
www.capitainethomassankara.net
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Ivie wie Ivie
Regie: Sarah Blaßkiewitz
Deutschland 2021, DF, Spielfilm, 112 min.
Mittwoch, 15.11.2023, 19:30 Uhr
Promenade am Rheinpavillon
Rathenauufer 1, 53113 Bonn (Südstadt)
Zwei afrodeutsche Halbschwestern, die sich nie kannten, nähern sich über den Tod ihres gemeinsamen Vaters, suchen ihre Wurzeln und finden sich selbst. Ivie ist eine junge Leipzigerin mit afrikanischen Wurzeln. Sie ist bei ihrer Mutter aufgewachsen und ihren afrikanischen Vater hat sie nie kennengelernt. Nach ihrem Studium ist sie auf der Suche nach einer Festanstellung als Lehrerin, denn sie will Karriere machen. Plötzlich steht ihre Halbschwester Naomi vor der Tür und erzählt vom Tod ihres Vaters. Ivie ist überfordert. Sie soll Naomi zur Beerdigung in den Senegal begleiten und eine Kultur verkörpern, die sie gar nicht kennt. Während die Schwestern sich langsam kennenlernen, stellt Ivie zunehmend nicht nur ihren Spitznamen „Schoko“, sondern auch ihr Selbstbild infrage. (Deutscher Filmpreis)
Trailer: Ivie wie Ivie
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Kurzfilme Afrika Film Festival Köln
Diaspora Shorts: Home and Diaspora
Samstag, 18.11.2023, 19:30 Uhr
Promenade am Rheinpavillon
Rathenauufer 1, 53113 Bonn (Südstadt)
o Lions
Regie: Beru Tessema, OmeU, 25 min
In LIONS lernt Rosie, eine kongolesische Teenagerin, die vor kurzem in London angekommen ist, die unfreundliche Seite des Lebens in Großbritannien kennen, als ein Missverständnis mit zwei Fensterputzern zu einem Konflikt eskaliert.
AFFK: Lions
o Ousmane
Regie: Jorge Camarotti, OmeU, 25 min
OUSMANE handelt von einem Mann, der Heimweh hat und Anzeichen einer Depression zeigt. Er trifft Edith, seine Nachbarin, die ihn an seine Mutter denken lässt, und er kümmert sich um sie, als wäre sie seine Mutter.
AFFK: Ousmane
o P.D.O.
Regie: Sammy Sidali, OmeU, 18 min
P.D.O. (PROTECTED DESIGNATION OF ORIGIN): Auf Anraten einer Behörde, lässt Latefa ihren und die Vornamen ihrer beiden Kinder Walid und Ptissam französisieren, während sie gleichzeitig die französische Staatsbürgerschaft erhalten.
AFFK: P.D.O.
o Flowers
Regie: Dumas Haddad, OmeU, 8 min
FLOWERS nimmt uns mit auf die Reise in eine Märchenwelt. Die fesselnde, afro-futuristisch angehauchte Geschichte über Liebe und Familie folgt einem jungen Mann, dessen Mission ihn auf eine Reise der Selbstfindung und Transformation führen wird.
AFFK: Flowers
o Sèt Lam
Regie: Vincent Fontano, OmeU, 23 min
SÈT LAM ist die Geschichte eines kleinen Mädchens, das Angst hat: Angst vor dem Tod, Angst vor Trauer, Angst davor, dass ihre Familie verschwindet. Diese Angst lähmt sie, erdrückt sie. Inmitten eines Trance-Rituals erzählt ihr ihre Großmutter die einzigartige Geschichte einer ihrer Vorfahren.
AFFK: Sèt Lam
www.afrikafilmfestivalkoeln.de/programm/kurzfilme
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Clashing Differences
Regie: Merle Grimme
Deutschland 2023, OmeU, 88 min
Mittwoch, 22.11.2023, 19:30 Uhr
Auerberger Mitte, 53117 Bonn (Auerberg)
Sieben erfolgreiche Aktivist:innen sollen auf einer internationalen Frauenkonferenz den deutschen Feminismus repräsentieren. Doch die unterschiedlichen Lebensrealitäten und politischen Einstellungen prallen in ihrer gemeinsamen Unterkunft aufeinander und führen sie in einen verletzenden Kampf um Begriffe und Hierarchien. Selbst als sich eine Gruppe Nazis vor ihrem Haus versammelt, können sie sich auf keine gemeinsame Strategie einigen. Indem sie sich schließlich trauen, Gefühle der Wut und Angst miteinander zu teilen, entdecken sie überraschende Gemeinsamkeiten und entwickeln ganz eigene Strategien, um gemeinsam das patriarchale System zu stürmen. (AFFK)
Trailer: Clashing Differences
www.afrikafilmfestivalkoeln.de
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Vamos a la playa
Regie: Bettina Blümner
Deutschland, Cuba 2023, OmU, Spielfilm, 90 min.
Samstag, 25.11.2023, 19:30 Uhr
Auerberger Mitte, 53117 Bonn (Auerberg)
Die drei Studenten Benjamin, Katharina und Judith reisen gemeinsam nach Kuba, um sich dort auf die Suche nach Katharinas vermissten Bruder Wanja zu machen. Doch schnell rückt die Suche in den Hintergrund und die Freunde stürzen sich in die Abenteuer, die Kuba für sie bereithält. Zunehmend stoßen sie dabei auf Ungleichheiten und die Unterschiede zwischen Touristen und Einheimischen, die ihren Blick auf die Welt verändern.
Nach ihrem Kultfilm PRINZESSINNENBAD erzählt Bettina Blümner im tragikomischen Roadmovie VAMOS A LA PLAYA von drei deutschen Freund*innen in Kuba. Auf der Suche nach Spaß, Selbstbestimmung, Liebe und Lust müssen sie sich der unbequemen Frage stellen – wie mit den eigenen Privilegien umgehen?
Die Student*innen Benjamin, Katharina und Judith reisen nach Kuba, um Katharinas abgetauchten Bruder Wanja zu finden. Doch dieses Vorhaben wird schnell zur Nebensache – Katharina sucht nach sexuellen Abenteuern, für die sie auch bereit ist zu zahlen, Benjamin nach echter Liebe und Judith will eigentlich gar keine Beziehung. Als der kubanische Tanzlehrer Ignacio auftaucht und die Dreierkonstellation durcheinander wirbelt, verstricken sich alle immer tiefer in emotionalen Widersprüchen, sexuellen Begierden und aufrichtigen Gefühlen. Zunehmend kollidieren zudem die klischeehaften Projektionen der westlichen Tourist*innen mit der komplexen Realität wirtschaftlicher Ungleichheit auf der Insel.
Das Roadmovie VAMOS A LA PLAYA begleitet drei junge Deutsche auf ihrer äußeren und inneren Reise, wirft auf tragikomische Weise Fragen um jugendliche Befindlichkeiten, kulturelle Missverständnisse, Sex-Tourismus und soziale Ungerechtigkeiten auf und gibt einen Einblick in das Verhältnis von naivem Tourismus und kubanischer Lebensrealität. Regisseurin Bettina Blümner wurde für ihr Langfilmdebüt PRINZESSINNENBAD mit dem Deutschen Filmpreis und dem Preis Dialogue en Perspective der Berlinale ausgezeichnet. VAMOS A LA PLAYA feierte seine Weltpremiere im Rahmen des Zürich Film Festivals 2022. (jip film)
Trailer: Vamos a la playa
www.jip-film.de/vamos-a-la-playa
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Medien & Presse:
WDR Lokalzeit (06.11.2023)
Mobiles Freiluftkino im Herbst mit anschließendem Studiogespräch mit Saman Haddad vom ARTpolis Community Arts & Music Lab c/o BIM e.V., ein Fernsehbericht von Manja Momirovic (WDR Lokalzeit aus Bonn) über die Filmvorführung von „Tom Medina“ (Regie: Tony Gatlif, Frankreich/Schweiz 2021) am Rheinufer in Bonn Bad Godesberg am 01.11.2023 im Rahmen des ARTpolis-Projekts „Schon drüber nachgedacht? Mobiles Freiluftkino“, Bonn: WDR Lokalzeit.
General-Anzeiger Bonn (29.10.2023)
Auftakt unter freiem Himmel: Erstes Lastenradkino feiert Premiere in Bonn, ein Artikel von Alessandra Fahl, Bonn: General-Anzeiger, 29.10.2023; online auf www.ga.de
General-Anzeiger Bonn (09.10.2023)
Three Bonn residents trun cargo bikes into open air cinemas, Bonn: General-Anzeiger, 09.10.2023, online auf www.ga.de
General-Anzeiger Bonn (07.10.2023)
Drei Bonner machen Lastenräder zu Freiluftkinos ein Artikel von Alessandra Fahl, Bonn: General-Anzeiger, 07.10.2023, S. 9; online auf www.ga.de
Ansprechpartner: Dr. Philip Gondecki-Safari, Ayham Nabuti, Saman Haddad, Wolfgang Lange, artpolis@bimev.de
Projektträger:
ARTpolis Community Arts & Music Lab
c/o Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen (BIM) e.V.
Kooperationspartner:
Salon 53177 der Bundeskunsthalle
www.afrikafilmfestivalkoeln.de
Gefördert durch: