Projektbeschreibung
Ehrenamtliches Engagement spielt eine zentrale Rolle im Kontext des Integrationsprozesses für Zugewanderte in Bonn. Aus der jahrelangen intensiven Zusammenarbeit des BIM e.V. mit ehren- sowie hauptamtlichen Akteuren der Flüchtlings- und Integrationsarbeit ergeben sich immer wieder unterschiedliche Bedarfe an Fortbildung, denen im mitunter hektischen oder von Handlungsdruck dominierten Alltag der Engagierten nicht begegnet wird. Diese Lücke soll unter anderem durch jährliche, für diese Zielgruppe kostenlose, Schulungs-Angebote geschlossen werden. So kann ehrenamtliches Engagement besser bedarfsorientiert eingesetzt werden und Überlastung entgegengewirkt werden.
Durch die 2023 angebotenen Multiplikatoren-/Zertifikatsschulungen sollen sowohl hauptamtlichen als auch ehrenamtlichen Akteuren Wissen und Handlungskompetenzen zu verschiedenen thematischen Schwerpunkten vermittelt werden. Durch die Öffnung der Schulungen für primär ehrenamtlich, aber auch hauptamtlich Engagierte wird ein konstruktiver Austausch zwischen diesen beiden Gruppen angestoßen. In diesem Jahr drehen sich die Schulungen inhaltlich um die Themen Konfliktmanagement, Krisenbewältigung, Resilienz, Dialogfähigkeit und den Umgang mit (interkulturell) schwierigen Situationen.
Alle Schulungen sind interaktiv ausgerichtet und ermöglichen es den Teilnehmenden, an eigene Erfahrungen und mitgebrachtes Wissen anzuknüpfen. Bei den ganztägigen Veranstaltungen ist Verpflegung inbegriffen, eine verbindliche Anmeldung ist erforderlich.
Leider ist der Zugang zu den meisten Veranstaltungsräumen nicht barrierefrei. Wenn Sie damit Schwierigkeiten haben, melden Sie sich gerne bei Mika Wagner unter wagner@bimev.de oder telefonisch unter 0228-929 77 600 (wenn ich nicht im Haus bin, rufe ich gerne zurück). Vielleicht lässt sich noch etwas machen.
Veranstaltungen
Freitag, 18. August, 10:00 – 17:30 Uhr
Gewaltfreie Kommunikation (GFK): Übungs- und Vertiefungskurs
MIGRApolis – Haus der Vielfalt, 3. Obergeschoss (nicht barrierefrei)
Verbindliche Anmeldung unter anmeldung@bimev.de
Auf vielfachen Wunsch bieten wir in diesem Jahr nochmals einen vertiefenden Kurs zur Gewaltfreien Kommunikation (GFK) an. Die GFK ist ein Handlungs- und Kommunikationskonzept, das von Marshall Rosenberg mit Beginn der 1960er Jahre entwickelt wurde. Sie will ermöglichen, miteinander so umzugehen, dass der Kommunikationsfluss zu mehr Vertrauen und Verständnis führt. Anhand von vier Schritten wird gezeigt, wie es gelingen kann, eigene Bedürfnisse herauszufiltern und eine Sprache zu entdecken, die einen guten Zugang zu unseren Mitmenschen verschafft – möglichst frei von Schuldzuweisungen. In diesem Sinne ist die GFK sowohl bei der Kommunikation im Alltag als auch bei der friedlichen Konfliktlösung im persönlichen, beruflichen oder politischen Umfeld einsetzbar. Die Priorität in der Kommunikation liegt nicht darauf, anderen Menschen die eigene Sichtweise aufzudrängen oder sie zu einem bestimmten Handeln zu bewegen, sondern darauf, eine wertschätzende Beziehung zu entwickeln, die Kooperation im Zusammenleben ermöglicht.
Im Rahmen der Veranstaltung wird ein gewaltfreier Umgang mit Konfliktsituationen geübt und an konkreten Beispielen aus der ehrenamtlichen Tätigkeit belegt. Auf Grundlage der Gewaltfreien Kommunikation werden anhand vieler praktischer Übungen gewohnte Denk- und Sprachmuster reflektiert. Eine bereits im vergangenen Jahr durchgeführte Schulung verlief sehr erfolgreich, und die Teilnehmenden gaben an, sehr viel für ihre ehrenamtliche Arbeit und das Verständnis von Kommunikationssituationen mitgenommen zu haben.
Im Kurs wird es zunächst eine kurze Wiederholung der Grundlagen der GFK und eine Reaktivierung bereits angeeigneten Wissens geben, an die ein vertiefender Reflexionsprozess zu den eigenen Bedürfnissen anknüpft. Ziel ist hier auch die Stärkung der Selbstfürsorge im Ehrenamt durch das Einüben der bedürfnisorientierten Haltung. Mit dieser können die Teilnehmenden ihre eigenen Grenzen für sich anerkennen und nach außen hin wertschätzend kommunizieren. Die GFK ist auch dazu geeignet, Polarisierungen und ein Beharren auf Standpunkten zu überwinden, einen gemeinsamen Nenner bzw. ein „gemeinsames Menschsein“ zu finden.
Voraussetzung für die Teilnahme sind Grundkenntnisse in der Gewaltfreien Kommunikation
Referentin: Marisa Hafner (Ethnologin, Mediatorin, Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation und Beraterin für Interkulturelle Engagement-Förderung)
Mittwoch, 30. August, 18:30 – 20:30 Uhr
Philosophie am Abend – Gedankenaustausch zu aktuellen Themen der Einwanderungsgesellschaft. Thema: Toleranz
Café im MIGRApolis
Verbindliche Anmeldung unter anmeldung@bimev.de
Das Leben in einer pluralistischen Einwanderungsgesellschaft ist sehr komplex und verlangt jedem einzelnen ihrer Mitglieder einiges ab. Man findet sich mitunter in Situationen wieder, für deren Bewältigung es keine Blaupause gibt und man auf die eigene Lebenserfahrung zurückgeworfen ist. Gerade ehrenamtlich engagierte Menschen werden mit Fragen konfrontiert, die nicht immer leicht und schlüssig zu beantworten sind und geraten in die eine oder andere Krisensituation. Dabei gehen Meinungen und Empfindungen bzgl. verschiedener Sachverhalte oder Situationen teils weit auseinander. Die Ehrenamtlichen müssen, wie alle anderen Mitglieder der Gesellschaft, bei gesellschaftlichen Veränderungen mitgenommen werden und die Möglichkeit erhalten, sich eigene Positionen und Haltungen zu erarbeiten. Es geht sowohl darum, die eigene Position zu behaupten und erklären zu können, als aber auch, sie gewissermaßen zur Disposition zu stellen und sie kritisch zu hinterfragen. Denn das Aushalten von unklaren Situationen (Ambiguitätstoleranz) und das Verstehen auch konträrer Sichtweisen gelten als wichtige Fertigkeit, um (auch interkulturelle) Konflikte angemessen einzuordnen oder beizulegen.
In den geplanten Gesprächsveranstaltungen werden – anhand dreier zentraler Themen aus dem Themenfeld Migration und Integration – universale Tugenden wie vorurteilsfreies Zuhören, Offenheit für andere Meinungen sowie das Pflegen einer durch Respekt gekennzeichneten Diskussionskultur eingeübt. Gleichberechtigung und das Ernstnehmen der Position der Gesprächspartner sind bei diesen Zusammentreffen die entscheidenden Kriterien. Im Zentrum der Veranstaltungen steht dasjenige philosophische Wissen, das für die individuelle Lebensführung bedeutsam ist oder bedeutsam werden kann. Auch die eigene Biografie kann zum Ausgangspunkt des Nachdenkens werden, oder verschiedene Philosophien können im Hinblick auf ihre Bedeutung für die eigene Lebensführung befragt und so bei den Teilnehmenden die Ressource Erfahrungswissen aktiviert werden. In sehr freundlicher und akzeptierender Atmosphäre sind alle Interessierten eingeladen, sich miteinander auszutauschen und gemeinsam Erkenntnis und Verständnis zu entwickeln.
In diesem Jahr soll es um die Themen „Toleranz“, „kulturelle Identität“, sowie „Frieden und Krieg“ gehen. Nach jeweils einem kurzen inhaltlichen Impuls wird gemeinsam diskutiert.
Referent: Markus Melchers (philosophischer Praktiker, Gründer der Philosophischen Praxis „Sinn auf Rädern“)
Samstag, 2. September, 11:00 – 15:00 Uhr
Resilienz durch Humor und Lachen: Lachyoga für Engagierte
Café im MIGRApolis
Verbindliche Anmeldung unter anmeldung@bimev.de
Nach Joachim Ringelnatz ist „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt“. Lachen ist dazu ein universales emotionales Ausdrucksverhalten, das sehr schnell und niedrigschwellig Gemeinsamkeit stiftet. Es vermittelt Leichtigkeit, Energie und geteilte Lebensfreude.
In Ergänzung zu den thematisch ausgerichteten Schulungen möchten wir in diesem Jahr für die Engagierten eine neue Form der produktiven Stressbewältigung anbieten: Lachyoga ist ein in den 90er Jahren von einem indischen Arzt (Dr. Madan Kataria, Mumbay) entwickeltes Entspannungs- und Gesundheitstraining, welches eine humoristische Sicht auf die Welt, herzhaftes Lachen und Atemübungen aus dem Yoga miteinander verbindet. Es gilt als hervorragende Stressprophylaxe, da in den sehr einfach zu erlernenden Übungen nachweislich Adrenalin und Cortisol abgebaut, sowie körpereigene Glückshormone, wie Endorphin, Dopamin und Serotonin, ausgeschüttet werden. Verspannungen werden gelindert, das Immunsystem gestärkt und Abstand zu physischen sowie psychischen Belastungen aufgebaut.
Ergänzt werden die Übungen mit kurzen Erläuterungen zu einem achtsamen Umgang mit sich selbst und zu Möglichkeiten, Humor und Lachen im Alltag einen größeren Raum zu geben. Auch wird es den Teilnehmenden möglich sein, in der Gruppe über die eigene Stress-Belastung zu sprechen und sich auch darüber auszutauschen, wie die neue Entspannungstechnik auf sie wirkt.
Referent: Saman Boroumand (Physiotherapeut und zertifizierter Lachyoga-Lehrer, Entspannungs- und Stressbewältigungstrainer)
Samstag, 9. September, 10:00 – 17:30 Uhr
Umgang mit Konfliktsituationen und Interkulturelle Kompetenz
MIGRApolis – Haus der Vielfalt, 2. Obergeschoss (nicht barrierefrei)
Verbindliche Anmeldung unter anmeldung@bimev.de
Die Unterstützung von Menschen – insbesondere, wenn Helfende und Hilfesuchende in unterschiedlichen Kulturräumen sozialisiert sind – birgt neben all den bereichernden Erlebnissen und Erfahrungen ein großes Potenzial für Missverständnisse und Konflikte. Denn hinter allen Gefühlen, Handlungen oder Sichtweisen liegen kulturelle und/oder persönliche Faktoren wie bspw. familiärer Hintergrund, religiöse Zugehörigkeit und Überzeugung, Krankheit und Krankheitsverständnis, politische Vorstellungen, spezifische Ängste oder traumatische Erfahrungen, kulturimmanente Kommunikations- und Interaktionsweisen. Ein Großteil dieser Faktoren bleibt den Helfenden verborgen, und somit fehlt auch der Schlüssel zum Verständnis oder zum annähernd angemessenen Einordnen von (Konflikt-)Situationen. Dazu kommt, dass in vielen Situationen noch DolmetscherInnen oder ÜbersetzerInnen als gewissermaßen „Dritte im Bunde“ dabei sind und in der Kommunikation eine – mitunter entscheidende, aber nicht transparente – Rolle spielen.
Nach einer kurzen Einführung in das Thema Interkulturelle Kompetenz können die TeilnehmerInnen (Fall-)beispiele aus ihrem ehren- oder auch hauptamtlichen Alltag einbringen. Diese werden ausführlich betrachtet, und es erfolgt ein erster Versuch der Einordnung. Die TeilnehmerInnen erhalten Anhaltspunkte zum Umgang mit den unklaren oder konflikthaltigen Situationen. Unter Berücksichtigung kultursensibler Umgangs- und Bewältigungsstrategien wird dann der Versuch unternommen, Möglichkeiten und Grenzen erfolgreicher Kommunikation in interkulturellen Überschneidungssituationen zu verdeutlichen.
In diesem praxisorientierten Workshop, der in den vergangenen Jahren wiederholt auf großes Interesse gestoßen ist, wird es unter anderem darum gehen, welche Hilfsmittel man benötigt, um mit Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund möglichst effektiv zu arbeiten. Dabei wird es auch um die Auseinandersetzung mit bspw. folgenden Fragen gehen.: „Welche Informationen brauche ich, um diesen oder diese Menschen erfolgreich zu unterstützen?“ „Was fehlt mir zum Verständnis seiner/ihrer Situation oder Handlungsweise?“ „Worauf sollte ich besonders achten?“ Wie gelingt es mir, eine „Beziehungsbrücke“ aufzubauen, ohne meine professionelle Distanz zu verlieren?
Referent:
Dr. phil. Dipl.-Psych. Ali Kemal Gün
ist Psychologischer Psychotherapeut, Psychodramatherapeut, systemischer Familientherapeut, Lehrbeauftragter, Fachautor, Integrationsbeauftragter und Mitglied des Integrationsgipfels im Bundeskanzleramt. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind interkulturelle Missverständnisse, Interreligiöse und Interkulturelle Kompetenz, Interkulturelle Öffnung, Interkulturelle Kommunikation und Sensibilisierung.
Samstag, 30. September, 10:00 – 17:30 Uhr
Traumata bei Kindern im Kontext von Flucht und Migration: Einblicke in die Traumatheorie und Hilfsmöglichkeiten
MIGRApolis – Haus der Vielfalt, 2. Obergeschoss (nicht barrierefrei)
Verbindliche Anmeldung unter anmeldung@bimev.de
Etwa 37 Prozent der rund 220.000 Menschen, die zum Stichtag 31. Dezember 2022 in Deutschland Asyl beantragt haben, sind Minderjährige. Viele wurden vor, während oder nach der Flucht traumatisiert. Untersuchungen haben gezeigt, dass mindestens jedes fünfte Flüchtlingskind an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leidet, das ist 15-mal häufiger als bei in Deutschland geborenen Kindern.
Auch Kinder, die erst nach der Flucht in Deutschland geboren wurden, haben ein erhöhtes Risiko, psychische Auffälligkeiten zu entwickeln. Manche Eltern sind selbst traumatisiert und so belastet, dass es ihnen nicht gelingt, angemessen für ihre Kinder zu sorgen. Ein weiterer Risikofaktor für die Kinder traumatisierter Eltern ist die transgenerationale Weitergabe der Traumatisierung: wenn die Erfahrungen von Betroffenen nicht verarbeitet und integriert werden können, treten die Phänomene der Traumatisierung in den nachfolgenden Generationen auf.
Die Themen der Schulung sind:
- Was ist ein Trauma, und welche Spuren hinterlässt das Trauma in Gehirn, Geist und Körper?
- Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung?
- Welche Folgen kann es für Kinder haben, wenn die Eltern traumatisiert sind?
- Wie können Kinder in der Begleitung traumagerecht unterstützt werden, und welche spezifischen Hilfen gibt es?
- Wie können Helfer*innen gut für sich selbst sorgen?
Referentin: Veronika Kendzia (Dipl. Sozialarbeiterin, Gestalttherapeutin, Fachberaterin für Psychotraumatologie, Sozialpädagogische Prozessbegleiterin (RWH))
Samstag, 21. Oktober, 10:00 – 17:30 Uhr
Transkulturelle Kreative Kommunikation: Miteinander Denken im DIALOG
MIGRApolis – Haus der Vielfalt, 3. Obergeschoss (nicht barrierefrei)
Verbindliche Anmeldung unter anmeldung@bimev.de
Kommunikation bedeutet oftmals Missverständnis, sogar wenn beide Seiten geduldig und mit ehrlichem Interesse aufeinander zugehen. In einer Welt von zunehmend polarisierenden Meinungen, von Hasskampagnen und Shitstorms braucht es daher besonders dringend das (Wieder-) Erlernen von gegenseitigem Respekt vor unterschiedlichen Empfindungen, Herangehensweisen und Standpunkten.
Das Verfahren der „transkulturellen kreative Kommunikation im DIALOG“ bietet eine Basis für die Verständigung über die persönliche, soziale und kulturelle Identität hinaus.
Ausgehend von einem Konzept, das am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston, u.a. von William Isaacs für die Praxis in unterschiedlichen sozialen Kontexten (Organisationen, Unternehmen und privaten Gruppen) entwickelt wurde, wird geübt, in wechselseitigem Respekt Räume für gemeinsames Denken und neue Wege im Miteinander zu erkunden – jenseits von unterschiedlichen Wertvorstellungen, Empfindungen, Lebenserfahrungen und Wissens“beständen“.
Die DIALOGische Praxis ist eine der Möglichkeiten weiterzukommen, „wenn sonst nichts mehr geht“ und wir auf der Suche nach neuen kreativen Ideen sind. Neben der Einführung in Grundlagen stehen Erleben, Erproben und Üben der DIALOGischen Praxis im Mittelpunkt.
Dozentinnen:
Dr. phil. Annette Niederhellmann-Mogk, Dialogprozessbegleiterin (Prof. Dr. Freeman Dhority MIT Boston), Sprachwissenschaftlerin, Kulturanthropologin, Pädagogin, langjährige Dialog-Workshop-Moderation, Vorsitzende der Bezirksarbeitsgemeinschaft Arbeit – Bildung – Kultur (BAG) Köln
Dr. phil. Rose Haferkamp M.A., Ethnologin, Pädagogin, Zertifizierung in Diversity Management, Multimodaler Psychotherapie und Traumatherapie, Langjährige Dialogpraxis, speziell Trans-kultureller Dialog und experimentelle Formen des Dialogs, eigene Praxis für Psychotherapie HP
Donnerstag, 26. Oktober, 18:30 – 20:30 Uhr
Philosophie am Abend – Gedankenaustausch zu aktuellen Themen der Einwanderungsgesellschaft. Thema: Kulturelle Identität
Café im MIGRApolis
Verbindliche Anmeldung unter anmeldung@bimev.de
Das Leben in einer pluralistischen Einwanderungsgesellschaft ist sehr komplex und verlangt jedem einzelnen ihrer Mitglieder einiges ab. Man findet sich mitunter in Situationen wieder, für deren Bewältigung es keine Blaupause gibt und man auf die eigene Lebenserfahrung zurückgeworfen ist. Gerade ehrenamtlich engagierte Menschen werden mit Fragen konfrontiert, die nicht immer leicht und schlüssig zu beantworten sind und geraten in die eine oder andere Krisensituation. Dabei gehen Meinungen und Empfindungen bzgl. verschiedener Sachverhalte oder Situationen teils weit auseinander. Die Ehrenamtlichen müssen, wie alle anderen Mitglieder der Gesellschaft, bei gesellschaftlichen Veränderungen mitgenommen werden und die Möglichkeit erhalten, sich eigene Positionen und Haltungen zu erarbeiten. Es geht sowohl darum, die eigene Position zu behaupten und erklären zu können, als aber auch, sie gewissermaßen zur Disposition zu stellen und sie kritisch zu hinterfragen. Denn das Aushalten von unklaren Situationen (Ambiguitätstoleranz) und das Verstehen auch konträrer Sichtweisen gelten als wichtige Fertigkeit, um (auch interkulturelle) Konflikte angemessen einzuordnen oder beizulegen.
In den geplanten Gesprächsveranstaltungen werden – anhand dreier zentraler Themen aus dem Themenfeld Migration und Integration – universale Tugenden wie vorurteilsfreies Zuhören, Offenheit für andere Meinungen sowie das Pflegen einer durch Respekt gekennzeichneten Diskussionskultur eingeübt. Gleichberechtigung und das Ernstnehmen der Position der Gesprächspartner sind bei diesen Zusammentreffen die entscheidenden Kriterien. Im Zentrum der Veranstaltungen steht dasjenige philosophische Wissen, das für die individuelle Lebensführung bedeutsam ist oder bedeutsam werden kann. Auch die eigene Biografie kann zum Ausgangspunkt des Nachdenkens werden, oder verschiedene Philosophien können im Hinblick auf ihre Bedeutung für die eigene Lebensführung befragt und so bei den Teilnehmenden die Ressource Erfahrungswissen aktiviert werden. In sehr freundlicher und akzeptierender Atmosphäre sind alle Interessierten eingeladen, sich miteinander auszutauschen und gemeinsam Erkenntnis und Verständnis zu entwickeln.
In diesem Jahr soll es um die Themen „Toleranz“, „kulturelle Identität“, sowie „Frieden und Krieg“ gehen. Nach jeweils einem kurzen inhaltlichen Impuls wird gemeinsam diskutiert.
Referent: Markus Melchers (philosophischer Praktiker, Gründer der Philosophischen Praxis „Sinn auf Rädern“)
Samstag, 28. Oktober, 10:00 – 17:30 Uhr
Umgang mit Konfliktsituationen und Interkulturelle Kompetenz
MIGRApolis – Haus der Vielfalt, 3. Obergeschoss (nicht barrierefrei)
Verbindliche Anmeldung unter anmeldung@bimev.de
Die Unterstützung von Menschen – insbesondere, wenn Helfende und Hilfesuchende in unterschiedlichen Kulturräumen sozialisiert sind – birgt neben all den bereichernden Erlebnissen und Erfahrungen ein großes Potenzial für Missverständnisse und Konflikte. Denn hinter allen Gefühlen, Handlungen oder Sichtweisen liegen kulturelle und/oder persönliche Faktoren wie bspw. familiärer Hintergrund, religiöse Zugehörigkeit und Überzeugung, Krankheit und Krankheitsverständnis, politische Vorstellungen, spezifische Ängste oder traumatische Erfahrungen, kulturimmanente Kommunikations- und Interaktionsweisen. Ein Großteil dieser Faktoren bleibt den Helfenden verborgen, und somit fehlt auch der Schlüssel zum Verständnis oder zum annähernd angemessenen Einordnen von (Konflikt-)Situationen. Dazu kommt, dass in vielen Situationen noch DolmetscherInnen oder ÜbersetzerInnen als gewissermaßen „Dritte im Bunde“ dabei sind und in der Kommunikation eine – mitunter entscheidende, aber nicht transparente – Rolle spielen.
Nach einer kurzen Einführung in das Thema Interkulturelle Kompetenz können die TeilnehmerInnen (Fall-)beispiele aus ihrem ehren- oder auch hauptamtlichen Alltag einbringen. Diese werden ausführlich betrachtet, und es erfolgt ein erster Versuch der Einordnung. Die TeilnehmerInnen erhalten Anhaltspunkte zum Umgang mit den unklaren oder konflikthaltigen Situationen. Unter Berücksichtigung kultursensibler Umgangs- und Bewältigungsstrategien wird dann der Versuch unternommen, Möglichkeiten und Grenzen erfolgreicher Kommunikation in interkulturellen Überschneidungssituationen zu verdeutlichen.
In diesem praxisorientierten Workshop, der in den vergangenen Jahren wiederholt auf großes Interesse gestoßen ist, wird es unter anderem darum gehen, welche Hilfsmittel man benötigt, um mit Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund möglichst effektiv zu arbeiten. Dabei wird es auch um die Auseinandersetzung mit bspw. folgenden Fragen gehen.: „Welche Informationen brauche ich, um diesen oder diese Menschen erfolgreich zu unterstützen?“ „Was fehlt mir zum Verständnis seiner/ihrer Situation oder Handlungsweise?“ „Worauf sollte ich besonders achten?“ Wie gelingt es mir, eine „Beziehungsbrücke“ aufzubauen, ohne meine professionelle Distanz zu verlieren?
Referent:
Dr. phil. Dipl.-Psych. Ali Kemal Gün
ist Psychologischer Psychotherapeut, Psychodramatherapeut, systemischer Familientherapeut, Lehrbeauftragter, Fachautor, Integrationsbeauftragter und Mitglied des Integrationsgipfels im Bundeskanzleramt. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind interkulturelle Missverständnisse, Interreligiöse und Interkulturelle Kompetenz, Interkulturelle Öffnung, Interkulturelle Kommunikation und Sensibilisierung.
Freitag, 3. November, 10:00 – 17:30 Uhr
Traumasensible Unterstützung geflüchteter Menschen
Café im MIGRApolis
Verbindliche Anmeldung unter anmeldung@bimev.de
Viele Geflüchtete sind aufgrund von Krieg, Gewalt und Lebensgefahr in den Herkunftsländern und auf der Flucht traumatisiert. Dazu kommen – z.B. aktuell im Fall der geflüchteten Menschen aus der Ukraine – enorme Belastungen durch Angst und Trauer über nahestehende Menschen in der Heimat. Was bedeutet das für ehrenamtliche UnterstützerInnen in der Integrationsarbeit? Wie können Sie in ggf. schwierigen Situationen agieren?
Die Veranstaltung gibt Einblick in folgende Fragen: Was ist ein Trauma, wie entsteht es, wie wirkt es sich aus? Was sind typische Symptome? Woran kann ich erkennen, ob ein Mensch, den ich begleite, traumatisiert sein könnte? Wie kann ich mich als ehrenamtliche BegleiterIn sinnvoll verhalten und was sollte ich vermeiden? Anhand traumapädagogischer Empfehlungen wird gemeinsam reflektiert, wie die ehrenamtlich Engagierten in Ihrer Begleitungsarbeit stabilisierend und ressourcenorientiert wirken können. Abschließend geht es um den Schutz vor eigenen Belastungen.
Referentin: Dr. phil. Dima Zito, Systemische Therapeutin, Trauma-Therapeutin, Supervisorin
Samstag, 4. November, 10:00 – 17:30 Uhr
Gut beraten – Helfende Gespräche im Kontext von Migration und Flucht
MIGRApolis – Haus der Vielfalt
Verbindliche Anmeldung unter anmeldung@bimev.de
Die Schulung vermittelt Ehrenamtlichen im Arbeitsbereich Migration und Flucht grundlegende Kompetenzen zum Führen von Beratungsgesprächen.
Konkret geht es um Themen wie
- den Aufbau einer guten Beratungs-Beziehung
- Gesprächstechniken wie aktives Zuhören und Fragen
- Methoden zur Klärung der Beratungsziele
- Berücksichtigung kultureller Unterschiede
- Traumagerechte Beratung
- Kraftquellen und Fähigkeiten nutzen
- Grenzen wahren und setzen
- Vermittlung an Hilfeeinrichtungen
und den Umgang mit Druck sowie eine effektive Selbstfürsorge.
Referentin: Veronika Kendzia (Dipl. Sozialarbeiterin, Gestalttherapeutin, Fachberaterin für Psychotraumatologie, Sozialpädagogische Prozessbegleiterin (RWH))
Montag, 13. November, 16:30 – 20:30 Uhr
Resilienz durch Humor und Lachen: Lachyoga für Engagierte
Café im MIGRApolis
Verbindliche Anmeldung unter anmeldung@bimev.de
Nach Joachim Ringelnatz ist „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt“. Lachen ist dazu ein universales emotionales Ausdrucksverhalten, das sehr schnell und niedrigschwellig Gemeinsamkeit stiftet. Es vermittelt Leichtigkeit, Energie und geteilte Lebensfreude.
In Ergänzung zu den thematisch ausgerichteten Schulungen möchten wir in diesem Jahr für die Engagierten eine neue Form der produktiven Stressbewältigung anbieten: Lachyoga ist ein in den 90er Jahren von einem indischen Arzt (Dr. Madan Kataria, Mumbay) entwickeltes Entspannungs- und Gesundheitstraining, welches eine humoristische Sicht auf die Welt, herzhaftes Lachen und Atemübungen aus dem Yoga miteinander verbindet. Es gilt als hervorragende Stressprophylaxe, da in den sehr einfach zu erlernenden Übungen nachweislich Adrenalin und Cortisol abgebaut, sowie körpereigene Glückshormone, wie Endorphin, Dopamin und Serotonin, ausgeschüttet werden. Verspannungen werden gelindert, das Immunsystem gestärkt und Abstand zu physischen sowie psychischen Belastungen aufgebaut.
Ergänzt werden die Übungen mit kurzen Erläuterungen zu einem achtsamen Umgang mit sich selbst und zu Möglichkeiten, Humor und Lachen im Alltag einen größeren Raum zu geben. Auch wird es den Teilnehmenden möglich sein, in der Gruppe über die eigene Stress-Belastung zu sprechen und sich auch darüber auszutauschen, wie die neue Entspannungstechnik auf sie wirkt.
Referent: Saman Boroumand (Physiotherapeut und zertifizierter Lachyoga-Lehrer, Entspannungs- und Stressbewältigungstrainer)
Donnerstag, 23. November, 18:30 – 20:30 Uhr
Philosophie am Abend – Gedankenaustausch zu aktuellen Themen der Einwanderungsgesellschaft. Thema: Kulturelle Identität
Café im MIGRApolis
Verbindliche Anmeldung unter anmeldung@bimev.de
Das Leben in einer pluralistischen Einwanderungsgesellschaft ist sehr komplex und verlangt jedem einzelnen ihrer Mitglieder einiges ab. Man findet sich mitunter in Situationen wieder, für deren Bewältigung es keine Blaupause gibt und man auf die eigene Lebenserfahrung zurückgeworfen ist. Gerade ehrenamtlich engagierte Menschen werden mit Fragen konfrontiert, die nicht immer leicht und schlüssig zu beantworten sind und geraten in die eine oder andere Krisensituation. Dabei gehen Meinungen und Empfindungen bzgl. verschiedener Sachverhalte oder Situationen teils weit auseinander. Die Ehrenamtlichen müssen, wie alle anderen Mitglieder der Gesellschaft, bei gesellschaftlichen Veränderungen mitgenommen werden und die Möglichkeit erhalten, sich eigene Positionen und Haltungen zu erarbeiten. Es geht sowohl darum, die eigene Position zu behaupten und erklären zu können, als aber auch, sie gewissermaßen zur Disposition zu stellen und sie kritisch zu hinterfragen. Denn das Aushalten von unklaren Situationen (Ambiguitätstoleranz) und das Verstehen auch konträrer Sichtweisen gelten als wichtige Fertigkeit, um (auch interkulturelle) Konflikte angemessen einzuordnen oder beizulegen.
In den geplanten Gesprächsveranstaltungen werden – anhand dreier zentraler Themen aus dem Themenfeld Migration und Integration – universale Tugenden wie vorurteilsfreies Zuhören, Offenheit für andere Meinungen sowie das Pflegen einer durch Respekt gekennzeichneten Diskussionskultur eingeübt. Gleichberechtigung und das Ernstnehmen der Position der Gesprächspartner sind bei diesen Zusammentreffen die entscheidenden Kriterien. Im Zentrum der Veranstaltungen steht dasjenige philosophische Wissen, das für die individuelle Lebensführung bedeutsam ist oder bedeutsam werden kann. Auch die eigene Biografie kann zum Ausgangspunkt des Nachdenkens werden, oder verschiedene Philosophien können im Hinblick auf ihre Bedeutung für die eigene Lebensführung befragt und so bei den Teilnehmenden die Ressource Erfahrungswissen aktiviert werden. In sehr freundlicher und akzeptierender Atmosphäre sind alle Interessierten eingeladen, sich miteinander auszutauschen und gemeinsam Erkenntnis und Verständnis zu entwickeln.
In diesem Jahr soll es um die Themen „Toleranz“, „kulturelle Identität“, sowie „Frieden und Krieg“ gehen. Nach jeweils einem kurzen inhaltlichen Impuls wird gemeinsam diskutiert.
Referent: Markus Melchers (philosophischer Praktiker, Gründer der Philosophischen Praxis „Sinn auf Rädern“)
Ziel des Projektes
Erweiterung von Wissen und Handlungskompetenzen haupt- und ehrenamtlicher Akteure zu verschiedenen thematischen Schwerpunkten, insbesondere zu den Themenkomplexen Vorurteile und Stereotypen, Konfliktmanagement, Gewaltprävention und Vielfalt.
Zielgruppen
Ehrenamtliche und Fachkräfte in der Integrationsarbeit
Förderträger
Die Multiplikatorenschulungen werden gefördert durch das Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat (BMI)